Ingo Turski: Mehr Arbeit, weniger Urlaub = Aufschwung oder was?

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Hi,

Und manche Firmen, die wenig Geld haben, lassen darum die Ausländer für sich arbeiten und nicht mehr uns, weil das billiger ist.

Und das einzige, was wir dagegen tun können, ist auch ein wenig mehr für das gleiche Geld arbeiten.
Darum führt das auch nicht dazu, dass jemand entlassen werden muss, sondern nur dazu, dass wir weiterhin Aufträge bekommen.

Falsch! Du gibst die unqualifizierte Meinung nach dem Prinzip Hoffnung der Regierung wieder.
Wenn Du zufällig gestern Monitor gesehen hast: Hier wurde eine Studie angeführt, nach der 12% der befragten Unternehmen Arbeitskräfte entlassen würden bei einer Heraussetzung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich. Dies ist ja eigentlich auch durchaus logisch. Auch sonst waren einige interessante Klarstellungen dort zu sehen, z.B. daß wir mit _durchschnittlich_ knapp 40 Stunden/Woche im Mittel der EU liegn und andere EU-Staaten durchaus wesentlich geringere Arbeitszeiten haben.

Weiterere Punkte, warum eine Erhöhung der Arbeitszeit kontraproduktiv ist:

  • Die vorhandene Arbeit wird nicht deutlich mehr, nur wenn der Export vielleicht etwas besser läuft.
  • Im Inland besteht nicht mehr Kaufkraft, um eine Erhöhung der Nachfrage selbst bei billigeren Produkten zu erreichen.
  • Da der Staat weiterhin die Arbeitslosen unterstützen muß, sind auch die staatlichen Förderungen begrenzt.
  • In dem Maße, in dem der Staat durch ALG II Einsparungen macht, wird auch die Kaufkraft und damit der inländische Absatz verringert.

Fakt ist, daß eine Reduzierung der Lohnkosten positive Auswirkungen hat.
Fakt ist aber auch, daß - bedingt durch die Automatisierung, die immer kostengünstiger ist als der Einsatz selbst billigster Arbeitskräfte - der Bedarf an Arbeitskräften stetig abnimmt.
Die einzige Lösung hierfür ist, die vorhandene Arbeit und das mögliche Arbeitseinkommen besser zu verteilen. Also weniger Arbeiten für weniger Geld. Überstunden grundsätzlch nicht vergüten, sondern Freizeitausgleich. Nur dies _zwingt_ die Unternehmen dazu, neue Arbeitskräfte einzustellen.

Übrigens, wenn auch ein alter Hut: 2 Halbzeitkräfte kosten den Arbeitgeber auch nicht mehr, als 1 Vollzeitkraft. Demzufolge würden 3 Dreiviertel-Kräfte auch nicht unbedingt mehr als 2 Vollzeitkräfte kosten.

freundliche Grüße
Ingo