Hi Ludger,
laengere woechentliche Arbeitszeit + weniger Urlaub = Konjunkturaufschwung (also u.a. hoehere Loehne und Wohlergehen fuer die Arbeitnehmer)_unter Umstaenden_ begruendet.
Diese Behauptung sieht die Volkswirtschaft aus der Perspektive des Einzelbetriebs. Betriebswirtschaftlich gesehen:
Wenn ich ohne Nebenwirkungen die Lohnsumme bei ansonsten gleichen Parametern senken kann, steigt der Profitanteil.
Volkswirtschaftlich werden die Probleme dann schon komplexer:
1. Es entstehen Kaufkraftverluste durch geringere
Einkommen.
2. Es entstehen soziale Kosten aufgrund von
Arbeitslosigkeit.
3. Es entstehen politische Probleme.
Statistisch fällt auf, dass weltweit besonders die Volkswirtschaften erfolgreich sind, die relativ geringe Jahresarbeitszeiten und hohe Löhne aufweisen. Die Frage ist, ob diese günstigen Bedingungen für Arbeitnehmer ein aus Unternehmersicht überflüssiger Luxus sind, oder ob sie direkt oder indirekt zum Wirtschaftswachstum beitragen.
Bezogen auf die Konjunktur ist die entscheidende Frage, warum die deutsche Wirtschaft de facto nicht nennenswert wächst. International sind unsere Firmen konkurrenzfähig, das ist durch den Exportboom bewiesen. Wo hakt es also?
Aus der Sicht vieler kleinerer Unternehmer ist die wesentliche Problematik die geringe Dynamik des Binnenmarktes. Anders gesagt: Es fehlt nicht an qualifizierten Arbeitskräften, die für relativ geringe Löhne engagiert und lange arbeiten, sondern an Aufträgen. Das dürfte für Firmen, die unmittelbar im Endkundenbereich tätig sind, in noch viel höherem Maße gelten, auch für die Großunternehmen im Automobilbau oder im Einzelhandel.
Aus diesen Gründen halte ich eine Kaufkrafterhöhung bei den unteren und mittleren Einkommen für das Gebot der Stunde.
Weitere Subventionen im Bereich der großen Industrie werden angesichts der Auftragslage in Deutschland eher weitere Rationalisierung oder Abwanderung finanzieren als einen Aufschwung hierzulande.
Ein anderes Problem ist der verspätete Strukturwandel in Deutschland. Aber das hier auszuführen, dürfte zu weit führen. Nur ganz kurz: Die Montanindustrie war schon lange nicht mehr konkurrenzfähig, bevor man mit der notwendigen Umstrukturierung begann.
...die Globalisierung
Das Argument, die Globalisierung zwinge uns dazu, unser Lohnnieveau an das von Pakistan anzupassen, spricht bestenfalls für eine kritischere Sicht bestimmter Entwicklungen.
Ist uebrigens so aehnlich wie mit der Hoehe der Steuern. Die kann man auch nicht einfach nur heraufsetzen, wnn man hoehere Steuereinnahmen wuenscht.
Man kann durch Geld- und Steuerimpulse konjunkturelle Impulse setzen, das ist seit langem bekannt. Unsere Lage gibt uns da aber wenig Spielraum, vor allem aus zwei Gründen:
1. Aufgrund der ungeheuren Geldverschwendung der Kohlregierung gibt es wenig finanziellen Spielraum.
2. John Maynard Keynes hatte gehofft, durch antizyklische Wirtschaftspolitik die Ausschläge der Konjunkturkurve einebnen zu können. Dabei wurden übersehen, dass bei lananhaltenden Wellen negativer Konjunkturentwicklung dem Staat die Puste ausgehen könnte.
Die Bundesrepublik ist lange nach diesem Konzept regiert worden, bis immer stärkere Zweifel aufkamen, ob dieser Ansatz haltbar sei. Daher fehlt es den Sozialdemokraten auch an einem tragfähigem wirtschaftspolitischem Konzept, das sie der CDU entgegenhalten könnten. Dass nun die SPD unter Schröder versucht, genau die Politik zu realisieren, die eigentlich die Kohl-Regierung immer proklamiert hat, führt zu den Bocksprüngen und Absurditäten der aktuellen politischen Debatten, was hier zum Beispiel Bio zum Verteidiger der SPD-Reformen gemacht hat *g*
Viele Grüße
Mathias Bigge