Hi Utz,
Darf ich einfach mal neugierdehalber nachfragen: welche Verzerrungen und wie betreffen sie Dich?
die ja schon dargelegten Umschichtungen führen, wie auch schon ausgeführt, offenbar zu einer Quasi-Zensur und zur einer demokratisch kaum legitmierten künstlichen Aufwertung tradierter Kultur auf Kosten der weniger geförderten Künstler. Und das daraus folgende einseitigere Kulturangebot betrifft ja wohl jeden.
"es gäbe halt keine neuen Stücke mehr" halte ich für Unfug, es gibt ja genug vitale Neuentwicklungen ohne GEMA, deren Schöpfer dann womöglich aber nur in Verbindung mit einem Massenmarkt oder als E-Musik(-Komponisten) von den GEMA-Einnahmen gut leben können. Damit verstärkt sich die Ausdünnung unserer Kultur durch die überproportionale und eben auch nicht marktgerechte Entlohnung bei Erfolg. Wenn ich z.B. eine Privatkopie einer CD eines kleineren Jazz-Labels erstelle landet das Geld der Leermedien wegen der Verteilungsschlüssel wohl immer noch nicht am richtigen Ort. Die ganze Geschichte mit den Leermedien ist also totaler Unfug, richtig wäre eine Entlohnung oder Problemvermeidung direkt beim Original.
Selbst in der Schmuddelecke ist's fragwürdig. Ich gehe mal von dem dir bekannten Artikel (telepolis?) aus, dort wurde die schlechte proz. Beteiligung der Güfa erwähnt und mit einer kulturellen Höhe argumentiert. Die Unterteilung in Kunst und nicht-Kunst hatten wir ja übrigens schonmal zur Gründungzeit der GEMA ganz massiv, ich halte sowas grundsätzlich auch in harmloserer Form für falsch. Und mal abgesehen von der Frage warum denn ein Privatkopierer eines Pornofilms Teile des E-Musik-Betriebs (oder vielleicht eines entspr. Filmsektors) fördern muß, gibt es ja noch die Frage der Qualtität von Pornofilmen. Warum soll ein System gut sein, daß bei Pornofilmen gerade die künstlerische Leistung schlecht entlohnt? Damit klar erkennbar bleiben soll dass es sich um Schmuddel und nicht um Kultur handelt? Und ähnliches offenbar bei U-Musik. Die Summen welche die GEMA umverteilt sind beträchtlich, der den Markt verzerrende Eingriff zugunsten eines Klassik-/Mainstreammix in unser Kulturangebot auch.
Ob ich Laienmusik zum Kulturbetrieb zähle? Sicherlich. Ob Laienmusik über entspr. Aufführungen zum betroffenen Kulturbetrieb gezählt werden muß und Bezüge von der GEMA verursacht, vmtl. über einen professionellen Komponisten usw., kannst du wahrscheinlich besser überblicken. Und auch abgesehen von der eigentlichen Thematik der verdeckten (und im Falle von Arbeitsmaterialien sowieso schon nicht nachvollziehbaren) Subventionierung stehe ich auch grundsätzlich Kulturförderungen ab einem bestimmten Punkt oder Volumen eher skeptisch gegenüber, und heilige Kühe passen auch nicht in die heutige Landschaft. Das nicht wegen des Neoliberalismus, sondern eher wegen der Frage der Verhältnismäßigkeit angesichts der neuen Armut in unserem Land.
Gruß
CurtB