Hello,
Ich finde nur bemerkenswert, dass in der Diskussion um die 1-Euro-Jobs irgendwie immer davon ausgegangen wird, dass die Betroffenen dadurch nun wirklich extrem unmenschlich und verschwindend gering bezahlt würden.
Stimmt ja nicht. Das Arbeitslosengeld 2 wird ja weitergezahlt.
Die Betroffenen haben also folgende Wahl:
- Sie kriegen Alg2 und arbeiten nicht, weil kein Job angeboten wurde.
- Sie kriegen Alg2 plus den einen Euro je Stunde in einem Job.
- Sie kriegen beim Alg2 was abgezogen, weil sie einen angebotenen Job verweigert haben.
Stimmt leider doch. Du siehst es nur nicht, da Du nicht weiter denkst.
Von den ca. 350 Euro ALG2 kann niemand überleben. Muss ja theoretisch auch nicht, da bei tatsächlicher bedürftigkeit trotzdem noch Wohngeld, Heizungszuschuss, Kleidungsbeihilfe etc geleistet wird. Man kann den Betrag also auf ca. 650 Euro im Monat aufbohren, wenn man sich genau auskennt. Da geht es mir allerdings genauso wie Dir, selbst wenn ich Löwenzahn essen muss, würde ich meine Energie nicht darauf richten wollen, mich durch das Gestrüpp der Zuschüsse zu kämpfen. Aber es gibt Leute, die haben das voll drauf.
Wenn man nun aber einen "2-Euro-Job" hat, dann entfällt diese Bedürftigkeit, da man ca. 320 bis 350 Euro im Monat "dazuverdienen" kann. Man kommt dann also auch auf 600 bis 700 Euro. Fragt sich jezt aber, ob dann von den 300 Euro Taschengeld nicht wiedr was einbehalten wird. Sonst würde ich 700 Euro im Monat (netto!) schon für ganz ordentlich halten, bevor man unter die Brücke zieht.
Menschenwürdig ist das aber nicht, da diese "2-Euro-Jobs" garantiert Knochenjobs sind (Auch Bettpfannen waschen ist nicht so das pralle). Wenn Du dann abends (oder morgens) nach Hause kommst, bist Du fix und fertig, und kannst Dich garantiert nicht mehr weiterbilden. Du bist also in dieser Postition gefangen. Wahrscheinlich fängst Du auch zu saufen, weil Du diese tollen Jobs sonst nicht aushalten kannst.
Es wird hier also im wesentlichen vergessen, den Menschen in dieser Situation auch eine Chance einzuräumen, durch Qualifizierung wieder in den ersten Arbeitsmarkt (oder eine kleine Selbstständigkeit) zurückzufinden. Minimalistische Systeme (auch die Ich-AG ist ein solch minimalistisches) lassen für Entwicklungen selten Raum.
Was man also durch die "2-Euro-Jobs" einsparen wird, ist der bisherige Verwaltungsaufwand für die ganzen Zusatzanträge. Die fallen dann ja weg, und die Arebit wird auf die Träger für die Stellen verlagert.
Harzliche Grüße aus http://www.annerschbarrich.de
Tom
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