hallo Mathias,
Dummerweise kenne ich den von dir angesprochenen Roman überhaupt nicht, auch der Autor ist mir völlig unbekannt.
Pamuk hat gerade den Friedenspreis erhalten und würde Dir aufgrund Deiner literarischen Interessen vielleicht gefallen.
Mag sein. Der Name ist mir aufgefallen, da das ja durch die Presse und die TV-Nachrichten ging. Das "Werk" allerdings ist mir bedauerlicherweise völlig unbekannt.
Orhan Pamuk bezieht sich bewusst auf Autoren aus Ost und West
Ja, auch das ging durch die Nachrichten, und ich fand/finde das ausgesprochen sympathisch, da derlei "Positionierung" in der heutigen Türkei trotz EU-Beitrittswunsch offenbar immer noch ein beträchtliches Potential an Mut erfordert.
teilweise im Stil von Umberto Eccos "Name der Rose".
Das ist ein Maßstab, den ich im Grunde genommen für unerreichbar halte.
Beim "Neuen Leben" sind die auffälligsten deutschsprachigen literarischen Quellen Rilke und Novalis.
Interessante Parallelen. Novalis hat niemals die lyrische Vollendung ereicht, die Rilke mit den Duineser Elegien gelungen ist. Er war wohl auf seine Weise "zart", aber vom Wesen her weit robuster als Rilke. Novalis und Chamisso kennzeichnen die Hinwendung der Literatur zur Naturwissenschaft, Rilke dagegen, hundert Jahre später, kennzeichnet die Rückbesinnung der Literatur auf die Ästhetik. Zwischen Heine und Rilke gab es keinen mehr, der gewichtige deutschsprachige Lyrik geschrieben hat, und es gibt Literaturkompendien, die Novalis genauso wie Heine ganz einfach in die "Romantik" eintüten, was vom Wesen her völliger Quatsch ist...
Anders als in Dantes Neuem Leben beginnt das neue Leben des Romanhelden Osman mit der Lektüre eines Buches, ähnlich wie bei Novalis am Anfang eine Erzählung steht.
Dantes "La vita nuova" ist ein Jugendwerk, und noch ziemlich unausgereift (aber richtig schön ;-)). Er wollte einem Mädchen imponieren, und hat es wohl auch kurzzeitig geschafft. "La Comedia" (für das erst Boccaccio den Beinamen "göttlich" erfand) ist dagegen des Werk eines weise gewordenen Mannes.
Nun gibt es inhaltlich einige Hinweise darauf, dass der brave Ingenieurstudent "ohne Eigenschaften" sein Leben wesentlich doch durch die Liebe zu Canan komplett verändert.
Dann ist er kein "Mann ohne Eigenschaften", denn der ist nach Robert Musil nicht wirklich fähig, Liebe zu leben.
Mir sind die Parallelen zu mehreren Werken und Autoren der Weltliteratur, die du anführst, ein bißchen zuviel. Fehlte nur noch, daß auch das Decameron als Vergleich zu dem Roman von Pamuk herangezogen werden könnte.
Eine schöne Ergänzung wäre nun, wenn der Name ebenfalls ein Hinweis darauf wäre "Mein Leben, meine Geliebte".
Das wird vermutlich nicht möglich sein - es sei denn, der Autor hätte an versteckter oder unversteckter Stelle selbst für derlei Interpretation gesorgt.
Ähnlich ist es ja auch bei dem sprechenden Namen Beatrice, auch bei Novalis finden sich verdeckte Hinweise auf erotische Motivve, den Erzählungen des geheimnisvollen alten Mannes zu folgen.
Du kannst den Namen "Beatrice" aber übersetzen? Und bei Novalis gibt es an manchen Stellen sogar sehr drastische erotische Motive. Literaturgeschichtlich gingen für ihn leider "Erotik" und "Sexualität" noch nicht zusammen, was in unserer Zeit spätestens seit Elfriede Jelinek kein Problem mehr ist.
Wenn Du noch mehr Informationen brauchst, melde Dich noch einmal.
Naja, nicht unbedingt Informationen. Ich denke, das Forum hat zu _deiner_ Frage erschöpfend Auskunft gegeben. Was sich weiter entwickeln könnte (und woran ich auch weiter teilnehmen würde) wäre aber nicht mehr eine Frage nach der sowohl wörtlich wie sinngemäß richtigen Übersetzung eines Lexems oder eines Namens, sondern es wäre eine Literaturdiskussion im allgemeinen. Das kann reizvoll sein, sollte aber, wenn gewünscht, an einer anderen Stelle im SELF-Raum fortgeführt werden, beispielsweise in der Lounge.
Grüße aus Berlin
Christoph S.