Moin!
[…] Wenn ich lediglich den Gewinn (ich meine _nicht_ den Umsatz) eines Unternehmens besteuere, trifft dies nur dann alle Bürger, wenn der Unternehmer seinen Gewinn weiter steigern möchte.
Das will er. Das ist eine Gesetzmäßigkeit.
Und deshalb soll es falsch sein, den Gewinn eines Unternehmens, vergleichbar dem Gewinn eines Arbeitnehmers, zu besteuern? Das ist doch unlogisch.
Umgekehrt lässt sich allerdings auch argumentieren, dass jegliche Besteuerung der Verbraucher über den niedrigeren Konsum die Unternehmen trifft. Folglich sind Steuern generell für die Volkswirtschaft schädlich.
*g* Ja, wenn man keinen Staatsapparat (Verwaltung, Polizei. Gerichte), keine Sozialleistungen, keine kostenlose Bildung und keine freie Wissenschaft mehr will. Oder wie finanziert man die sonst?
Bist du nicht der Meinung, dass jeder selbst vernünftig genug ist, zu entscheiden, wieviel Sicherheit und Bildung er braucht?
Aber der Staat könnte ja z.B. sein Geld wie andere auch verdienen, mit Dienstleistungen, Glücksspiel, Wetten/Aktien, Waffenhandel, …
Damit werden allerdings Sparer und Menschen, die im Ausland einkaufen, bevorteilt. Wer genug Geld hat oder in Grenznähe wohnt, wird dies auch warnehmen.
Ja, das ist ein Problem. Einer Binnenwirtschaft in _einem_ Nationalstaat wird man dieses System nicht überstülpen können. […]
Und die Konsumverweigerer/Sparer werden unter den Teppich gekehrt?
Wer kehrt? Den Einwand verstehe ich an dieser Stelle nicht.[1]
Du kehrst, ich habe die entsprechende Aussage stehen gelassen, aber nicht damit du die Sparer übersiehst: Das „Hinterziehen“ von Konsumsteuern lässt sich nicht nur durch Einkaufen im Ausland, sondern durch Sparen, also Konsumverweigerung bewerkstelligen; wenn ich mein Geld nicht ausgebe, zahle ich auch keine „Mehrwertssteuer“ (was hat die eigentlich mit Mehrwert zu tun?). Mit einer Erhöhung der Konsumsteuern ist es daher erst einmal attraktiver, generell weniger Geld auszugeben. Eine Besteuerung von Geld-Vermögen würde dagegen dafür sorgen, dass es attraktiver ist, statt Goldbarren eine Yacht zu kaufen, also zu konsumieren.
Was hat denn eine „Grundsicherung“ mit Konsumsteuern zu tun?
Dass sie (die Grundsicherung) finanziert werden muss. Wie sonst, wenn nicht aus Steuern?
Nimm das Wort „Grundsicherung“ und füge die Silbe „ver“ an einer geeigneten Stelle ein. Nimm den entstandenen Begriff und überlege dir, wie man so etwas sinnvoll realisieren kann, bei Rückfragen und Hilfestellungen stehe ich gerne zur Verfügung.
Nein, das vorgeschlagene System will nicht alleine Verbrauchs- und Konsumsteuern erhöhen. Es soll überhaupt nur noch Verbrauchs- und Konsumsteuern geben, also keine Sozialabgaben mehr, keine Einkommensteuer, keine Gewerbesteuer...
Es werden also doch alle stärker belastet, die jetzt schon keine Sozialabgaben, Einkommenssteuer, Gewerbesteuer, … zahlen. Bei solchen Ideen wird immer nur an die arbeitende Bevölkerung gedacht, deren direkte Steuerlast sinkt, während die allgemeine Steuerlast, die _jeden_ betrifft, zunimmt.
[1]
Hier lese ich heraus, dass Du die von Cybaer verlinkte Vision nicht gelesen hast?
Doch, allerdings sehe ich immer noch keinen sinnvollen Zusammenhang zwischen einer Grundsicherung und der Erhöhung indirekter Steuern.
Nochmal: Die steuerfinanzierte Grundsicherung sichert ein menschenwürdiges Überleben _aller_, auch unter Berücksichtigung der hohen Verbrauchssteuern. Man kann davon leben.
Du siehst also solche Dinge wie Rente oder BAFöG als zur Grundversicherung gehörig?
Wer davon dann noch sparen will, muss sich im Überleben einschränken.
Das ist vollkommen realitätsfern, was man wüsste, wäre man einmal Bezieher von Sozialhilfe gewesen. Es gibt unvorhersagbare Ereignisse, die nur durch Ersparnisse oder entsprechende Zuwendungen finanziert werden können, z.B. die Anschaffung einer Waschmaschine.
Wer sich mehr leisten will, oder, für wen auch immer, sparen, ohne sich im Überleben einzuschränken, muss anderweitig Geld dazuverdienen.
Sollen also unsere Rentner, damit sie auch weiterhin ihren Enkeln Geld geben können, wieder Arbeiten gehen? „Jaja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt.“
Daher kommt es, dass immer noch Menschen überhaupt arbeiten wollen.
Du meinst wohl müssen. Freiwilligkeit ist leider ein dehnbarer Begriff.
Der Arbeitsmarkt ändert sich also, weil die Abhängigkeit Arbeit-Überleben durch die Abhängigkeit Arbeit-Besserleben ersetzt wird. Meiner Meinung nach stärkt das den Stand der Arbeitnehmer.
In wie fern? Dass die Arbeitgeber wieder ehrliche Arbeit angemessen bezahlen müssen?
Aber auch einige Arbeitgeber sind der Meinung, dass sie mit motivierten Arbeitskräften besser fahren, als mit "Überlebenskämpfern".
Ich glaube, dass sich diese Einsicht mittlerweile wieder in den Chefetagen breit macht.
Wer soll die Steuern zahlen? Da alle davon profitieren, doch auch alle, oder? Also eine Kopfsteuer? Warum nicht intelligenter? Wer viel verbraucht zahlt mehr, als jemand, der sich einschränkt.
Das ganze scheint mir unter dem Aspekt der Binnennachfrage kontraproduktiv zu sein, da derjenige, der den Standort durch Konsum stärkt, über die Steuerlast praktisch bestraft wird.
Und welche Steuern zahlen die Unternehmen dann eigentlich noch?
Der Unternehmer und alle Angestellten zahlen die Konsum- und Verbrauchssteuern, wie alle anderen auch. Warum muss ein Unternehmen besteuert werden, nur weil es ein Unternehmen ist?
Ein Unternehmen ist eine juristische Person, die auch von deiner Grundsicherung, sowie vielen anderen Dingen, die der Staat finanziert, profitiert. Warum soll es daher unanständig sein, das Unternehmen für diesen Profit zur Verantwortung zu sein? Ich finde es viel unanständiger, wenn ausschließlich die Bürger (das schließt den Unternehmer mit ein) z.B. die Straßeninfrastruktur bezahlen, auf der die LKW der Unternehmen unterwegs sind. Ein Unternehmen ist in diesem Sinne auch nur eine Person – mit dem bisherigen Unterschied, dass sie keine Verbrauchssteuern bezahlt.
Viele Grüße,
Robert