Hallo Lars.
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht wieder eine neue denglische Wortschöpfung in der Wissenschaft, bei neuen Produkten oder vor allem auf VIVA ertragen muss. Geht nur mir diese Zumüllung der Sprache derart auf den Wecker?
Nein, ganz gewiss nicht. Es ist schon sehr traurig anzusehen, wie der Sprachschatz und die Redegewandtheit manches Mitbürgers immer weiter abnimmt oder gar nicht erst ausgebildet wird. Man zeigt den Hang zum Minimalismus ganz offen und wird irgendwann wieder bei einem Niveau von Neanderthaler und Co. angekommen sein.
Ich weiß nicht, ob vielen die deutsche Sprache unbequem, unmodern oder einfach nicht „cool“ genug erscheint; ich kann es jedenfalls nicht nachvollziehen. Uns steht ein umfangreicher Sprachschatz zur Verfügung, welcher uns befähigt, auch komplexe Sachverhalte sowie sprachliche Meisterwerke zum Ausdruck zu bringen. Manches Liedgut alternativer Bands (pfui, Englisch!) beweist dies, was man hingegen von der monotonen Pop-Retorte nicht behaupten kann.
Außerdem meine ich, dass das HickHack rund um die neue deutsche Rechtschreibung auch seinen Teil dazu beigetragen hat. Diese hätte weitaus konsequenter durchgeführt und an vielen Stellen noch einmal überdacht werden müssen. Dadurch hätte es vielleicht kein Vor und Zurück gegeben, wie es derzeit der Fall ist.
Als hätte es Europa nötig, sich ausgerechnet mit Ostküstenrap und Walmart durchmischen zu lassen statt zur Abwechslung wenigstens mal mit italienischer oder französischer Hochkultur.
Französisch hätte durchaus etwas; egal, wie schlimm die Beleidigung, sie klingt stets liebenswert. Aber das Zeitalter der Franzosentümelei hat Deutschland ja schon durchgemacht.
Udo Jürgens: "Ich bedaure sehr, daß die Regel aufgehoben wurde, daß jeder in seiner Sprache singt. Die Deutschen sind dabei als erste umgefallen, wir haben ja das wenigste Rückgrat, wenn es um die eigene Identität geht."
Dies gänge mir persönlich aber schon wieder zu weit. Es spricht meiner Meinung nach nichts gegen die Förderung der deutschen Sprache, aber den Bundesbürgern eine Zwang dazu aufzuerlegen, ist meiner Meinung nach die falsche Richtung. Beschränkungen bringen sowieso immer den Reiz, sie zu brechen, mit sich.
Ich kann nur alle Mitwirkenden hier im Forum dazu auffordern, denglische Begriffe aus Euren Webpräsenzen zu entfernen. Warum nicht einfach E-Brief statt E-Mail?
Ist „Web“präsenz nicht auch Denglisch? Also Internetpräsenz; halt! „Internet„ ist doch auch Englisch. Also Zwischennetzpräsenzen. Klingt wunderbar. Oder?
Ich finde, dass allgemeingültige und wirklich alltagstaugliche Begriffe, wie E-Mail, SMS, Browser und derlei nicht zwanghaft eingedeutscht werden sollten. Welcher Gewinn ergäbe sich dadurch? Deutsch um jeden Preis?
Man wird vielleicht stutzen, es aber doch verstehen, zur Not als Witzchen.
Das gleiche Witzchen auf tausenden von Zwischennetzpräsenzen?
Es gibt keinen Grund für diese Anbiederung und vor allem gibt es keinen Grund, englische Fachbegriffe nicht einzudeutschen.
Doch. Manche klängen auf Deutsch schlicht und ergreifend dämlich.
Inzwischen heißen selbst die banalsten Dinge englisch (Group Working statt Gruppenarbeit etc.). Wer erfindet so einen Quatsch und wieso stört das anscheinend niemand?
Solche Begriffe lassen sich dagegen allerdings sehr gut in deutscher Sprache ausdrücken. Aus einem Posting wird damit eben ein Beitrag und aus einem Meeting eine Konferenz. Wenn es ein deutsches Äquivalent zu einem englischen Fachbegriff gibt, was nicht nach verrenkter Eindeutschung klingt, spricht nichts dagegen, ihn zu verwenden. Ich lege darauf ziemlich viel Wert. (So wie ich z. B. nicht verstehe, warum man an Stelle von „unobtrusive JavaScript“ nicht einfach „unaufdringliches JavaScript“ sagt.)
Jetzt renne ich glaube ich, schnell zum Klo. Mein Magen dreht sich um.
Gute Besserung.
Zum Abschluss noch ein Verweis:
http://www.stiftung-deutsche-sprache.de/eindeutschungen.php (lest auch die Unterseiten)
Hachja, mein geliebtes „downlgeloadet“ bzw. „gedownloadet“.
Einen schönen Freitag noch.
Gruß, Ashura
sh:( fo:} ch:? rl:( br: n4:~ ie:{ mo:| va:) de:> zu:} fl:( ss:) ls:[ js:|
„It is required that HTML be a common language between all platforms. This implies no device-specific markup, or anything which requires control over fonts or colors, for example. This is in keeping with the SGML ideal.“
[HTML Design Constraints: Logical Markup]