Hallo,
...für mich ist Gewalt immer auch eine Bedrohung, egal von wem und mit welcher Gesinnung sie ausgeübt wird.
Prinzipiell richtig, aber mal ehrlich, bist Du jemals von gewaltbereiten Linken angepöbelt worden? Man muss doch bei den Realitäten bleiben und Ross und Reiter nennen.
Nein, genau das ist die falsche Herangehensweise.
Lies noch einmal genau, was ich geschrieben habe: "prinzipiell richtig". Irgendwelche Leute anzugreifen, ist zu verurteilen, warum auch immer das geschieht. Andererseits ist es aber doch wichtig, die realen Täter zu nennen.
Nein, es ist wichtig, die Ursachen für die Gewaltbereitschaft zu erkennen. Die Gewaltbereitschaft kommt nicht _aus_ einer rechten Gesinnung, sondern sie kommt aus dem Gefühl in der Gesellschaft ohnmächtig irgendwelchen "Die da oben" ausgeliefert zu sein, keine Perspektive zu haben und ungerecht behandelt zu werden. Aus diesem Gefühl entstehen Wut und Hass, die sich zu kanalisieren versuchen. Man kann ja schlecht einfach auf irgendwen und alle einprügeln (wobei es auch das gibt). Das ist die Ursache der Gewaltbereitschaft. Nun kommen die Extremisten und bieten angeblich Schuldige an der angeblichen Misere und bieten Führer, die klug daherreden können. Im Moment sind das Rechte. Die aus oben angeführten Gründen Gewaltbereiten würden aber ebenso gerne linken "Revolutionären" folgen, die sagten, das Kapital sei an allem Schuld und man müsste die Kapitalisten verfolgen und die Fabriken und Banken in die Luft sprengen. Die gibt es derzeit nicht, Gott sei Dank. Ich stimme Dir insofern zu, dass es immer mehr rechte als linke gewaltpredigende Extremisten gegeben hat und dass die linken Extremisten sich eher in Selbstverstümmelung und pseudointellektueller Schwafelei ergehen und weniger "einfache Prügelknaben" anbieten, aber die rechte Gesinnung als Ursache für die Gewaltbereitschaft zu sehen, ist einfach falsch. Die Ursachen liegen woanders. Die rechte Gesinnung ist nur ein willkommenes Mittel zum Zweck. Die Schläger sind nicht rechts, sondern die Rechten nutzen die Schläger. Wenn man die Gewalt bekämpfen will, ist es deshalb nicht effektiv nur die rechte Gesinnung zu bekämpfen. Das muss man auch tun, allerdings nicht bei den "rechten Schlägern", weil die oft gar keine rechte Gesinnung haben, also gar nicht wissen, was Du von ihnen willst, wenn Du ihnen die auszureden versuchst. Bei den Schlägern muss man die wirklichen Ursachen bekämpfen und bei Gewalttaten muss man rigoros einschreiten.
Der eigentliche Grund meines ersten Postings hier war Struppis Aussage über Chefs und Leder hier und die Tatsache, dass Ihr MarkX in eine Ecke zu drängen versucht. Wenn ihr der Meinung seid, MarkX wäre einer derer mit einer "rechten Gesinnung", dann haltet ihm Eure Meinung entgegen, wenn er seine äußert. Wenn er sie nicht äußert, denkt er vielleicht noch drüber nach?
Leider ist sie aber scheinbar derzeit Bestandteil der political correctness.
PC ist in diesem Zusammenhang ein Schlagwort, das nicht trifft. Es bezeichnet Sprechverbote, die bestimmte Aussagen vermeiden wollen, weil sie angeblich Minderheiten verletzen. Von Anfang an ist dieser amerikanische Begriff negativ gemeint gewesen.
Ja, positiv hatte ich ihn auch nicht gemeint. Es ist meiner Ansicht nach derzeit in, zu verkünden, man müsse nur die "rechten" Gedanken aus den Köpfen bekommen, dann würde auch die Gewaltbereitschaft aufhören. Es wird nicht funktionieren, weil in den Köpfen der Gewaltbereiten gar keine fassbaren "rechten" Gedanken sind, sondern nur unbestimmter Hass und Wut.
Warum? Wir reden über wahllose Gewalt gegen Ausländer, ob Touristen, Flüchtlinge oder mit deutschen Pass. Es wäre aus meiner Sicht völlig künstlich, hier jetzt für "Ausgewogenheit" zu sorgen und so zu tun, als seien ganz verschiedene Gruppen an der Gewalt beteiligt.
Nein, das will ich auch nicht. Derzeit _wird_ die Gewalt durch Rechte und mit rechten Parolen gesteuert. Es ist aber unsinnig mit den Gewalttätern über rechte Parolen zu diskutieren oder, noch schlimmer, sie Ihnen immer wieder vorzuhalten und ihnen ihre angebliche "rechte Gesinnung" vorzuwerfen und zu verlangen, sie mögen doch damit aufhören. Es muss ihnen die dumpfe Wut und der Hass genommen werden. Dazu müssen ihnen die Gründe hierfür genommen werden. Und der Staat muss Stärke zeigen in der Strafverfolgung der _Gewalttaten_, denn das verstehen sie, nicht in der Verfolgung der "rechten Gesinnung", denn das verstehen sie als Bevormundung.
Trotzdem halte ich es für wichtig, jeweils konkret Ross und Reiter zu nennen, die Sicht des Terrors als Ausdruck von bloßem Frust, den jeder ereilen kann, macht handlungsunfähig.
Ja? Warum? Man kann die Ursachen des Frusts doch genau erkennen, wenn man will.
Ich möchte deshalb konkret fragen, wer gewalttätig wird, gegen wen sich die Gewalt richtet, wer die Opfer sind, wer davon profitiert. In der Bundesrepublik gibt es kriminelle Gewalt gegen Ausländer und Menschen anderer Hautfarbe, die von rechten Gruppen ausgeht. Diese Gruppen werden von der NPD und anderen sehr konkret aufgestachelt und unterstützt. Warum soll man das nicht so konkret sagen können?
Doch, das kann man so genau sagen. Derzeit sagt man aber _nur_ das und das immer wieder und immer wieder ..., solange bis sich die Unzufriedenen und angeblich Persprektivlosen, oder mit Deinen Worten: die Frustrierten, in genau dieser Ecke befinden. Man wirft ihnen nämlich nur vor, man untersucht nicht wirklich die Ursachen.
Im Übrigen wird genau diese Vorgehensweise derzeit auch mit den Ostdeutschen praktiziert. Das mach die Menge der Unzufriedenen und angeblich Persprektivlosen nicht kleiner.
Die Kritik am islamischen Terror wird tatsächlich oft zur Hetze gegen Muslime. Aber kann man den Terror der Islamisten verstehen und erfolgreich bekämpfen, wenn man ihn nicht benennt, seine geistigen Quellen untersucht und die Verantwortlichen dingfest macht? Wäre es erfolgversprechend so zu tun, als spiele der Islam für diese spezifische Form der Gerwalt keine Rolle?
Spielt er eine? Oder ist die Ursache _der Gewalt_ hier nicht vielmehr auch die Angst vor dem Fremden, die aus der Angst um die eigene Existenz kommt? Glaubst Du ernsthaft, dass man die islamische Gewaltbereitschaft bekämpfen kann, indem man mit den Gewalttätern über den Islam diskutiert?
Vor unseren Schulen stehen Leute von der NPD und verteilen bundesweit aggressives Material von rechter Musik über Terminplaner für die WM mit rassistischen Abbildungen schwarzer Nationalspieler bis hin zu Parteipropaganda, sie haben anscheinend Geld und erreichen Menschen, die wie Du richtig sagst, frustriert und perspektivlos sind. Darüber möchte ich sprechen können, ganz konkret, ich möchte wissen, wer das finanziert und welche Ziele die verfolgen, damit ich mit den Schülern darüber reden kann.
Ja, aber bitte nicht _nur_ darüber und nicht so, dass als einziges der Eindruck übrig bleibt, man müsse nur die "rechten Gedanken" aus seinem Kopf fernhalten, dann würde schon alles gut. Die _Ursachen_ der Gewaltbereitschaft liegen woanders.
viele Grüße
Axel