Hallo,
Wir beide allein? OK. Dazu aber ein paar Fragen:
- Wie schaffen wir eine Umgebung, in der ich problemlos meine Karriere (und ich meine nicht nur nen albernen Halbtags-ich-arbeite-weil-mir-sonst-die-Decke-auf-den-Kopf-fällt-Job) und meine Familie unter einen Hut bekomme?
Welche Probleme siehst Du hier? Kinderbetreuung? Haushaltshilfe? Dafür gibt es Dienstleister bzw. es sollte sie geben. Langfristig sehe ich das wirklich als Dienstleistungssektor, dessen Leistungen Du von Deinem Verdienst bezahlen musst, was Du auch kannst, weil Du Deinen Verdienst zusätzlich zur staatlichen Grundsicherung bekommst, welche Dein Überleben und das Deiner Kinder absichert. Das hatten wir, glaube ich, schon mal diskutiert.
Kurzfristig wird es hier sicherlich Probleme geben, weil sich unser Sozialstaat so in unterschiedliche und teilweise konträre Förderungsmethoden und -mechanismen verstrickt hat, dass, egal welche kleinen Reformen er angeht, es immer Möglichkeiten des Missbrauchs gibt oder irgendwelche Bedürftigen ganz hinten runter fallen (siehe neue Kindergeldregelung). Da sehe ich wirklich nur den rigorosen Schnitt. Alle staatlichen, halbstaatlichen und befohlenen privaten Sozialleistungen und -Versicherungen erst mal weg und eine staatliche aus Verbrauchssteuern finanzierte Grundsicherung für jeden Bürger her.
- Wie schaffen wir eine Umgebung, in der es gewährleistet ist, dass meine Kinder eine ordentliche Schulausbildung bekommen? (nicht nur meine natürlich - und ich rede nicht von Privatschulen)
Da hast Du, meiner Meinung nach, Ängste, die herbeigeredet sind. Es gibt in unserem Schulsystem einiges zu verbessern. Unbrauchbar und "ein Grund zum Weglaufen" ist es aber deshalb nicht.
- Wie schaffen wir es, dass Grundlagenforschung und Entwicklung nicht von der Industrie gesteuert wird (zumindest sollte dieser Rahmen verringert werden - dieses Konzept ganz abzuschaffen wäre auch dumm)?
Einfache Antwort: Indem der Staat die Grundlagenforschung, aber _nur_ diese, finanziert.
Gegenargumente: 10-seitiges Pamphlet mit Gründen, warum das nicht möglich ist. ;-)
Im Ernst: Hierzu habe ich noch keine gefestigte Meinung. Alles, was die Hochschulen zwingen würde, strikt zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung zu unterscheiden, würde wahrscheinlich den Verwaltungsaufwand dermaßen überborden lassen, dass es nicht vertretbar wäre. Offensichtlich muss man den Hochschulen pauschale Budgets einräumen, darauf bauen, dass ihre Leitung diese sinnvoll einsetzt _und_ sich Industriepartner zur Finanzierung weitergehender Projekte sucht.
- Wie schaffen wir es, angenehme Arbeitsbedingungen herzustellen (keine Angst vor dem nächsten Jobverlust, keine Angst vor Kurzarbeit, vernünftige Regelungen zu Gleitzeiten, Urlaub und Schichten)?
Viele dieser Ängste regeln sich durch die staatliche Grundabsicherung von allein.
Das sind Fragen, die mich beschäftigen - die ich in z.B. Kanada oder auch Schweden und Finnland besser gelöst sehe.
Wie sind sie dort gelöst?
viele Grüße
Axel