Die Kernfrage scheint mir aber eine andere zu sein: Entlastet die Tatsache anderer Unmenschlichkeiten inirgendeinem Punkt die ekelhaften Vorgänge in der NS-Zeit? Entlastet diese Tatsache uns von der Aufgabe, gegen die spezifisch deutsche Form der Unmenschlichkeit wachsam zu bleiben?
Das hatten wir überlesen. Tja, wenn das für Dich die Kernfrage ist...
A: Ja, natürlich, wenn die Menschen bspw. ein barbarisches Kanibalenvolk wären und noch andere "Veranlagungen" hätten, dann wäre der Judenmord zu vernachlässigen.
Das ist zwar etwas formal, aber genau so sind ethische Fragen U.E. zu bearbeiten.
Was mir an dem Holocaust nicht gefällt ist:
- eine Hochzivilisation hat diesen technisch sauber durchgeführt
- Deutsche waren es
- der innere Widerstand war U.E. deutlich zu gering (wenn doch nur mal ein paar Leute mehr ausgewandert wären (Willy und Wehner lassen grüssen, Wehner allerdings als Handelsklasse C)
- sich der Holocaust in der jetzigen "Israel-Kritik" reflektiert
- die Verantwortung nicht übernommen worden ist (von rechts: Es gibt keine Kollektivschuld, von links: wir waren aber auf der richtigen Seiten und haben damit nichts zu tun)
Übrigens kann man auch den Holocaust als "menschlich" verstehen, vgl. z.B. unsere türkischen Freunde bei der Bearbeitung des "Armenenproblems" oder auch unsere islamischen Freunde bei der Bearbeitung fast jeder ethischen Problematik.