Hallo,
Wenn ich mir ein Musikstück intensiv anhöre, präge ich mir den Klangeindruck sehr genau ein. [...]
Insofern müsste ich mein Gedächtnis unter bestimmten Voraussetzungen durchaus als Tonträger einstufen.
Du merkst dir meines Erachtens trotzdem keine Wellen, sondern Eigenschaften des Musikstücks, wie Melodie- und Dynamik-Verlauf, ...
Ja, natürlich.
Besetzung, Tempo, Akzente, Staccati, Tenuti, Tonbildung, Fehler, Akkustische Eigenschaften des Raums, ev. elektronische Effekte etc.
Aber nichts von diesen Eigenschaften (btw: was ist/sind "Tenuti"?) konkret und isolierbar, sondern eigentlich deren Gesamteindruck, also das Frequenzspektrum als Funktion der Zeit.
Und genau das machen einige Audio-Kompressionsverfahren AFAIK auch. Das mp3-Format beispielweise speichert ja auch keine exakte Repräsentation der Schallwellen. Sondern nur eine Information, aus der sich ein Signal rekonstruieren lässt, das für unsere Gehöreigenschaften *ähnlich* klingt wie das Original - wobei sich die Ähnlichkeit je nach Bitrate und verwendetem Encoder dem Original sehr dicht annähern kann.
Da kannst du auch nichts dafür, dein Gehirn lässt über alle Sinneseindrücke erstmal die Mustererkennung laufen.
Sicher. Trotzdem speichert es wesentliche Kenndaten dieses Sinneseindrucks, so dass der Klang (das Bild, der Geruch, der Geschmack) in den Grenzen, wie ich ihn wahrgenommen habe, sehr exakt beschrieben ist.
Gut, es ist weit hergeholt ist, das menschliche Gedächtnis als Bild- oder Tonträger zu bezeichnen. Aber das liegt nur daran, dass diese Begriffe im Grunde nur in einem technischen Kontext definiert sind. Aber der strengen Definition (sogar ansatzweise in der Funktion) genügt das Gedächtnis ebensogut wie ein Diktiergerät, das den aufgenommenen Ton in komprimierter Form auf einem Chip speichert.
Schönes Wochenende,
Martin
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Irgendwann in grauer Vorzeit benutzte einer unserer prähistorischen Vorfahren ein Schimpfwort anstelle der Keule.
Die Zivilisation hatte begonnen.