Kompatibilität: odt und openxml

[schwarze Piste]

Tachchen!

Als OpenOffice-User aber XML-DAU kam mir gestern folgende Frage in den Sinn:
Werden die unterschiedlichen Formate kompatibler durch die gemeinsame Basis "XML"?

Bislang konnte man ja aus OpenOffice heraus Dokumente nach .doc exportieren
und hatte dadurch die Möglichkeit, seine Dokumente auch WORD'lern zugänglich
zu machen ... wobei allerdings bestenfalls Überschriften und Fließtext ähnlich
aussahen, ansonsten war die Formatierung mehr oder weniger für die Tonne.

Offensichtlich wird es nun sehr bald in beiden Officeprogrammen Möglichkeiten
geben, in das jeweilige "Gegner-XML-Format" zu exportieren. Wird das das Problem
beseitigen oder hat das keinen Einfluss auf diese Art von Kompatibilität?

Gruß

Die schwarze Piste

[Christian Seiler]

Hallo,

Naja, XML ist ja eine Metasprache, d.h. in XML kannst Du definieren, wie Deine Sprache aussehen soll. XHTML, Docbook und SVG sind z.B. Formate, die alle auf XML aufsetzen - und alle eine andere Zielsetzung haben: XHTML ist für Webseiten gedacht, Docbook für Bücher, SVG für Vektorgraphiken. Nur, weil die jetzt alle XML-basiert sind, heißt es noch lange nicht, dass dadurch jedes Programm, das "XML kann" (was auch immer das heißen mag), die Formate auch lesen kann - wie denn auch? Das Format definiert ja erst, was ein XML-Element <foo> zu bedeuten hat. Der Vorteil von XML-Formaten gegenüber früheren Binärformaten ist schlichtweg der, dass es standardisierte Parser für XML gibt, d.h. man kann sich eine Menge Arbeit sparen, weil man sich um Low-Level-Krempel wie Maskierung von Sonderzeichen, Abbildung von hierarchischen Strukturen, etc. nicht mehr Gedanken machen muss - das kann man alles dem XML-Parser überlassen.

Sowohl für Microsoft Office als auch für OpenOffice gibt es Filter, die das jeweils andere Format importieren (oder es wird sie noch geben). Die Frage, die sich hierbei stellt, ist allerdings: Wie gut funktioniert das? Denn die Grundlagen, wie eine Office-Datei auf niedrigster Ebene aufgebaut ist (eben die Ebene, die jetzt XML einnimmt), waren den OpenOffice-Entwicklern schon längere Zeit bekannt. Trotzdem gibt's mit dem Import von Office-Dokumenten dennoch ab und an Probleme, weil konkrete Features noch nicht verstanden sind.

Nur, weil da auf beidem XML draufsteht, heißt das nicht, dass dann alles superkompatibel ist - Filter müssen dennoch geschrieben werden - wie kompatibel dann was ist, richtet sich dann nach der Qualität der Filter.

Viele Grüße,
Christian

[schwarze Piste]

Tachchen!

Also kann ich bestenfalls davon ausgehen, dass die Erstellung von
Exportfiltern etwas einfacher geworden ist, weil auf beide Seiten
immer gemeinsame Eckpunkte zu finden sind!?

Naja, wir werden uns überraschen lassen ... und wahrscheinlich enttäuscht. ;-)
Trotzdem danke natürlich.

Gruß

Die schwarze Piste

[Christian Seiler]

Hallo,

Also kann ich bestenfalls davon ausgehen, dass die Erstellung von
Exportfiltern etwas einfacher geworden ist, weil auf beide Seiten
immer gemeinsame Eckpunkte zu finden sind!?

Naja, zumindest hat Microsoft das Format selbst dokumentiert - nicht, weil's XML ist (das ist nur der Marketing-Aufhänger), sondern weil Microsoft Angst hat, dass Entscheidungen wie in einigen US-Bundesstaaten, nur noch offene Dateiformate einzusetzen, dazu führen werden, dass sie ihr Monopol komplett verlieren werden. Microsoft hat sein "OpenXML" auch zur Standardisierung bei der ISO eingereicht. Insofern lässt das ein bisschen hoffen, dass bei vorhandener Dokumentation die Filter besser funktionieren.

Allerdings gibt's im Internet bereits die ersten Artikel, die sich mit der Dokumentation von Microsoft auseinandersetzen - und viele Leute sind der Auffassung, dass Spec ein Euphemismus für die Doku ist. Das macht das bisschen Hoffnung dann schon wieder zunichte. ;-)

Naja, wir werden uns überraschen lassen ... und wahrscheinlich enttäuscht. ;-)

*hehe*

Viele Grüße,
Christian

[Thomas J.S.]

Hallo,

Microsoft hat sein "OpenXML" auch zur Standardisierung bei der ISO eingereicht.

Bei ECMA. http://www.ecma-international.org/publications/standards/Ecma-376.htm
Wohingegen das vom OpenOffice verwendete "Open Document Format" in der Tat ISO-Standard wurde: http://www.iso.org/iso/en/CatalogueDetailPage.CatalogueDetail?CSNUMBER=43485&ICS1=35&ICS2=240&ICS3=30, was Microsoft auch zum Umdenken zwang (erst "keine Filter/Konverter für OpenOffice-Dateien", dann wird diese Filter doch geben).

Grüße
Thomas

[Christian Seiler]

Hallo Thomas,

Microsoft hat sein "OpenXML" auch zur Standardisierung bei der ISO eingereicht.

Bei ECMA. http://www.ecma-international.org/publications/standards/Ecma-376.htm
Wohingegen das vom OpenOffice verwendete "Open Document Format" in der Tat ISO-Standard wurde: http://www.iso.org/iso/en/CatalogueDetailPage.CatalogueDetail?CSNUMBER=43485&ICS1=35&ICS2=240&ICS3=30, was Microsoft auch zum Umdenken zwang (erst "keine Filter/Konverter für OpenOffice-Dateien", dann wird diese Filter doch geben).

Stimmt, aber das widerspricht meiner Aussage nicht. ;-)

Um es mal vollständig aufzusummieren:

Die OpenOffice-Leute haben "OpenDocument" erst bei OASIS eingereicht, dort wurde es dann zum Standard erklärt. Daraufhin haben sie es bei der ISO eingereicht, wo es dann auch kürzlich zum Standard erklärt wurde.

Die Microsoft-Leute haben "OpenXML" erst bei ECMA eingereicht (als Reaktion auf die OASIS-Geschichte), wo es dann dort zum Standard erklärt wurde. Daraufhin (nach "OpenDocument") haben sie es bei der ISO eingereicht, die noch darüber entscheiden muss, ob sie "OpenXML" *auch* zum Standard erklärt, oder nicht (was nicht ausgeschlossen ist, denn es gibt in anderen Gebieten auch mehrere ISO-Standards, die das gleiche Thema abdecken). Bin mal gespannt, was daraus wird.

Viele Grüße,
Christian