Re:
nun sind die Zeiten, wo man auf Darwin herumhackte (zumindest hierzulande) längst vorbei.
Du lebst in einer anderen Welt. Selektion bedeutet Auswahl. Schulen selektieren anhand der Leistung, um wenigstens ein gewisses Niveau zu wahren. Betriebe selektieren anhand von Leistungsnachweisen in Form von Abschlusszeugnissen. (Gute) Personalmenschen selektieren zusätlich, besser noch alternativ anhand von "Soft Skills" (was sie vor Fachidioten schützt). Wir alle selektieren permanent im Umgang mit Menschen. Darwinismus existiert heutzutage vor allem im Kleinen und wird von denen negiert, die Vorteile daraus zögen, sich darüber hinwegzusetzen.
Es ist schlichtweg kein Argument, das Dich allumgebende System aus Selektion 1. als alternativlos anzusehen und daraus eine andere Welt zu abstrahieren, 2. im wirtschaftlich/beruflichen Teil Andersartigkeit als Nutznießertum darzustellen. Das sich dieses System der Selektion mehr und mehr selbst überholt hat, scheint trotz der breiten öffentlichen Diskussion über staatliche Eingriffe in marode Großkonzerne an Dir vorbeigegangen zu sein.
In die Erziehung von Eltern, die in solchem Sinne ihre Kinder, auf andere loslassen, hat die Schule einzugreifen.
Sich durchzusetzen hat mitnichten damit zu tun, als Psychopath durch die Welt zu laufen. Gerade Kinder loten ihren Rang innerhalb der Gruppe mit faszinierender Präzision aus, das ist ein vollkommen natürliches Verhalten. Anscheinend vergessen viele Eltern ihre eigene Kindheit, in der das nicht anders war und versuchen krampfhaft, ihre Sprösslinge vor womöglich selbst gemachten schlechten Erfahrungen zu bewahren. Das funktioniert nicht, es wird immer Rädelsführer, Mitläufer, die Masse und Unterdrückte geben. Tatsächlich kriminelles Verhalten ist ein extremer Auswuchs, der zu bekämpfen ist. Abseits davon ist alles wie gehabt.
Das unterschreibe ich auch, dass Durchsetzungsvermögen nichts pathologisches ist, zeigt aber doch, wie auch Deine anderen Ausführungen, dass Du meinen Ansatz gar nicht sehen willst.
Jedem muss doch einleuchten, dass "Gewinner" zwangsläufig "Verlierer" bedingen.
Natürlich. Alles andere wäre ja auch völlig realitätsfremd und eine idealisierte Sicht der Dinge. Was wäre die Alternative? Eine Nivellierung auf Mittelmaß? Kinder, die in solch extrem kooperativen Verhältnissen aufwachsen gehen im Wirtschaftsleben dann mit Bomben und Granaten unter, weil sie konfliktunfähig sind und stets nachgeben. Das ist keine gute "Schule", beruflich erfolgreich zu sein. Eine Gesellschaft, in der es weder Gewinner noch Verlierer gibt ist ein Paradoxon. An deren Spitze würden Leute stehen, die gewinnen wollen.
Faktisch kann es auf gar nichts anderes hinauslaufen, alsdass der Schnitt immer das Mittelmaß ergeben wird. Das solltest Du in allen naturwissenschaftlichen Fächern gelernt haben. Das Erreichen des und treffen im Mittelmaß aller Interessen ist alleine Konfliktpotential genug. (Das es das Beste ist, zeigt aber Deine Argumentation, die die Demokratie mit genau diesem grundsätzlichen Wechselspiel unberührt lässt.) Kinder, die in einer Sozialen Gruppe miteinander etwas machen, müssen diesen Konflikt überwinden, was sie konfliktfähig macht. Isbesondere, weil sie zusammen etwas machen, lernen sie Teamarbeit. Das aber ist neben Sozialkompetenz wichtiger als reißerische Parolen der Ellenbogengesellschaft im heutigen Wirtschaftsleben.
Es ist ebenso anzunehmen, dass ohne pädagogischen Eingriff "Nivellierung" auf Basis des Stärkeren innerhalb einer sozialen Gruppe geschieht. Die Wirtschaft wird im Sinne Deiner aufgezeigten "Regulierens" mit einem Führer und vielen Mitläufern vielleicht auch umgehen können. Das hat auch Georg Schramm sehr schön karikiert: http://www.wikio.de/video/741172
Verlieren an sich ist langfristig betrachtet(!) nichts Negatives, ich habe auch herbe Niederlagen eingesteckt - und bin daran gewachsen. Und wer definiert denn eigentlich "Verlierer"? Es sind doch die Eltern, die einen enormen Druck auf ihre Kinder ausüben, indem sie schwache schulische Leistung als Versagen definieren. Versagen ist keine Frage der erreichten Ziele, sondern ausschließlich eine der vorgegebenen!
Als Kind der Techogeneration ist mir "No lose, no tree, no family" geläufig.
Was die Definition "Verlierer" in einer sozialen Gruppe anbelangt, so sollte man meinen, dass dies durch die Mitglieder der Gruppe (Klassenverband) definiert wird. Da aber sind gar keine Eltern. Da ist nur ein Lehrer, der nach Deiner dargelegten Meinung ja nicht erzieherisch eingreifen soll, um eben keine "Verlierer" zu produzieren, sondern es Kindgerecht zu einem "das Wir gewinnt" umzumünzen.
Willst Du einem Vater oder einer Mutter dessen legasthenisches Kind täglich als Verlierer deprimiert von der Schule nach hause kommt, erzählen: Das muss so sein, weil man Gaskammern für unwertes Leben angeschafft hat?
Zumindest zweifle ich jetzt an deinen lauteren Motiven, wenn du mir mit so einem Schwachsinn daherkommst. Über den Piefke-Nazi-Komplex diskutiere ich nicht mehr, das ist vergebene Liebesmüh. Häng dich also bitte nicht an einem Wort auf.
Legasthenie ist ein eigener Themenkomplex, weil hier eine Schwäche in einem Kernbereich des Schulwesens auftaucht, der Schriftlichkeit. Diesen Sonderfall zu diskutieren führte in Anbetracht der größeren Gruppe der funktionalen Analphabeten IMHO zu weit. Übrigens, ich dache, gerade in Deutschland existierte eine Berücksichtigung in Form von diversen "Erleichterungen"?
Welcher Teufel hat Dir das zum Kauf Deiner Seele angeboten? *scnr*
Es deckt sich schlichtweg nicht mit meinen Erfahrungen und ich nehme in dem Sinne hier auch an, dass ich in einer anderen Welt lebe - in der Welt, in der man ganz schnell für dumm und minderbemittelt abgestempelt wird, wenn man Schreibfehler macht. In dem Sinne winke ich Dir aus der Gaskammer zu, in der ich neben vielen anderen mit Migrationshintergrund drin stecke und tagtäglich zu Menschen zweiter, dritter oder noch tieferer Klasse degradiert werde - Abitur und Studium hin oder her. Warum aber ist das so? Weil sehr viel "Piefke-Nazi-Komplex" hinter tatsächlich bestehenden Unmenschlichkeiten sehen und sich lieber bequem damit nicht auseinander setzen wollen. So wird eben das Diskutieren und das daraus geborene sich Treffen im Mittelmaß, wie so oft in der Geschichte der Menschheit, durch das beseitigen der Vorurteile mittels Aussterben der heimatspendenden Köpfe verzögert.
[...] widerspricht sich doch aber auch, dass Du einerseits der Schule die Erziehung absprichst, andererseits Alpha-Tiere als Lehrer haben willst.
Du vermischst meine Analyse des Ist-Zustandes mit meinen Empfehlungen. Noch einmal verdeutlicht: Nur starke Lehrer sollten sich in die Erziehung einmischen, alle anderen sind ein denkbar schlechtes Vorbild.
Was vermische ich denn? Dass ich es für völlig abwegig halte, dass Lehrer keinen erzieherischen Auftrag haben? Dass Du das Erziehen der alleinigen Hoheit der Eltern unterstellst?
Für Erziehung sind ausschließlich die Eltern zuständig...
Roland, _das_ war Deine Aussage.
Gruß aus Berlin!
eddi
Sich einem Ziel zu verschreiben, sollte ein Prüfen der damit verbundenen Intension und ein Überprüfen der einzusetzenden Mittel vorangehen, sonst türmen sich immer wieder Wolkenschlösser auf, von denen aus zwar herabgesehen wird. Die aber mit einem Blick auf die Basis zerfallen.