Hi,
Nein. Problematisch sehe ich nur Personen, die sich einbilden, gegenüber meinem Kind eine Weisungsbefugnis zu haben.
Genau das halte ich für Blödsinn!
99% der Erziehung besteht gerade nicht aus Weisungen.
dann haben wir eine sehr unterschiedliche Vorstellung davon, was Erziehung ist und was nicht.
Nach deiner Deutung wäre also so ziemlich alles, was auf einen Menschen einwirkt, auch Erziehung (das führt den Begriff des Erziehungsberechtigten ad absurdum, findest du nicht?).
Ich sehe als Erziehung dagegen ganz konkret und gezielt, Regeln für das Verhalten im Alltag zu vermitteln. Dazu gehört auch das Anleiten, Urteilen und Zurechtweisen als wesentlicher Bestandteil.
Entscheidend ist nun, von wem ein Kind sich etwas sagen lässt und von wem eher nicht. Ich würde auf jeden Fall darauf hinwirken, dass es sich von einem dahergelaufenen Hampelmann nicht alles bieten lässt, nur weil der im Klassenzimmer auf der anderen Seite des Pults steht.
Richtig.
Wie, es reicht, wenn sie Fachidioten sind?
Ja. Schön wär's natürlich, wenn sie über ihr eigentliches Fachgebiet hinaus noch etwas Hintergrundwissen hätten, so dass sie auch weiterführende Fragen von Schülern beantworten können.
Das entspricht ja auch in der Mehrheit der Fälle der Praxis. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke - da war's etwa vier von fünf Lehrern sch***egal, was die Kids treiben.
Und das findest du richtig?
Im Wesentlichen ja. Wenn sich die Schüler aufführen wie die Hottentotten, dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Dann ist schon in den ersten Lebensjahren, die ich im Hinblick auf die Erziehung (Definition siehe oben) für die wichtigsten und entscheidenden halte, grundsätzlich etwas schiefgelaufen. Der Versuch eines Lehrers, in dem Stadium noch etwas zurechtzubiegen, ist meist ein Kampf gegen Windmühlen - vor allem dann, wenn er mit Zwang als Mittel geführt wird. Denn das ezeugt vor allem eins: Opposition.
- das konnten die meisten ganz gut, solange man als Schüler einigermaßen aufgepasst hat.
Das konnten sie ganz gut, bei den Kindern, die sich für den Stoff sowieso interessierten. Genau die Kinder hätten vielleicht überhaupt keinen Lehrer gebraucht, weil sie sich den Stoff auch anhand eines vernünftigen Lehrbuches selbst erarbeiten würden.
Stimmt. Stattdessen werden sie gezwungen, sich zusammen mit anderen den Hintern breitzusitzen und sich zu langweilen. Dadurch sind sie unzufrieden, reizbar, bockig.
Das ist wohl richtig. Aber wenn Lehrer in das Gerangel um die soziale Rangfolge der Schüler untereinander eingreifen und beispielsweise die dominanten Schüler maßregeln und die Schwächeren verteidigen, schaden sie den Schwachen damit mehr, als sie ihnen nützen.
Dieses von dir beschriebene Eingreifen ist ja auch wirklich die tölpelhafteste Möglichkeit, darauf zu reagieren.
Mag sein. Aber die typische und vermutlich häufigste.
Vorschriften können auch befolgt werden, ohne mit diesen einverstanden zu sein.
Sicher. Aber ich bin ja nun jemand, der sich *nicht* entgegen der persönlichen Überzeugung irgendwelchen Vorschriften unterordnen möchte, sondern nach für sich selbst akzeptablen Alternativen sucht. Das kann bedeuten, dass ich bestimmte Situationen einfach meide; viel häufiger bedeutet es aber, den Dialog mit denen zu suchen, die diese Vorschriften aufstellen und einen Weg zu suchen, mit dem ich selbst leben kann und das Ziel der Vorschrift -vielleicht auf anderem Weg- trotzdem erfüllt ist.
Und genau diese Art konstruktiver Opposition möchte ich auch meinen Kindern vermitteln: Sich nicht unreflektiert irgendwelchen Vorschriften und Zwängen unterordnen, sondern sie kritisch hinterfragen.
So long,
Martin
"So schnell waren wir noch nie am Unfallort", sagte der Polizist zu seinem Kollegen, als er einen Laternenmast gerammt hatte.