Marc Reichelt: Defekte Festplatte retten (Reinraum?)

Hallo an alle,

eine Freundin von mir hatte sehr viele Bilder auf ihrer externen Festplatte - und leider kein Backup. Nach Murphys Law musste dann irgendwann das Schlimmste passieren: Die Festplatte ging kaputt. Vertrauensvoll wandte sie sich an mich, da ich in der Vergangenheit bereits mehrfach einige Daten von (halbwegs) defekten Festplatten retten konnte.

Doch dieses Mal konnte ich keine Daten retten. Kein einziger Block kann von der Festplatte gelesen werden.

Was kann sie in diesem Fall noch machen? Datenrettung im Labor? Oder würdet ihr versuchen zu warten, bis diese Datenrettung in einigen Jahren eventuell günstiger wird? Oder sonst irgendwelche Tricks?

Und wenn eine Datenrettung im Labor ansteht: Welche Firmen würdet ihr empfehlen? Gibt es da eventuell günstigere Angebote? Alle die ich bis jetzt gefunden habe kosten um die 1000€…

Vielen Dank im Voraus & beste Grüße

Marc Reichelt || http://www.marcreichelt.de/

--
DPRINTK("Last time you were disconnected, how about now?");
        linux-2.6.6/drivers/net/tokenring/ibmtr.c
  1. Moin Moin!

    Was kann sie in diesem Fall noch machen? Datenrettung im Labor?

    Ja, wenn eine Festplatte nicht mehr mitspielen will, sollte man Profis ranlassen. Selbst basteln kann mit viel Glück funktionieren, wenn man grob weiß, was man tut. Wenn nicht, kann man alles noch viel schlimmer machen - sprich: die Platte so demolieren, dass auch die Profis aufgeben müssen.

    Oder würdet ihr versuchen zu warten, bis diese Datenrettung in einigen Jahren eventuell günstiger wird?

    Das glaube ich kaum.

    Aber warum Jahre warten? Ist das nun ein akutes Problem oder sind die Daten völlig unwichtig?

    Und wenn eine Datenrettung im Labor ansteht: Welche Firmen würdet ihr empfehlen?

    Ich würde stumpf beim Hersteller der Platte nachfragen, wen der empfiehlt bzw. mit wem der zusammenarbeitet.

    Gibt es da eventuell günstigere Angebote? Alle die ich bis jetzt gefunden habe kosten um die 1000€…

    Ja, das ist ein üblicher Preis. Den bezahlt man dafür, kein Backup von wichtigen Daten zu haben.

    Alexander

    --
    Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".
    1. Hallo Alexander,

      Ja, wenn eine Festplatte nicht mehr mitspielen will, sollte man Profis ranlassen. Selbst basteln kann mit viel Glück funktionieren, wenn man grob weiß, was man tut. Wenn nicht, kann man alles noch viel schlimmer machen - sprich: die Platte so demolieren, dass auch die Profis aufgeben müssen.

      Aber Basteln wäre immerhin noch eine Option - die 1000€ sind derzeit (leider) keine Option.

      Oder würdet ihr versuchen zu warten, bis diese Datenrettung in einigen Jahren eventuell günstiger wird?

      Das glaube ich kaum.

      Aber warum Jahre warten? Ist das nun ein akutes Problem oder sind die Daten völlig unwichtig?

      Die Idee war, dass es in einigen Jahren vielleicht bessere Techniken gibt um diese Daten zu retten und damit günstiger wird. Ich gehe persönlich aber eher vom Gegenteil aus: Dass die Datenrettung in einigen Jahren teurer sein wird, vor allem weil es dann keine Ersatzteile mehr gibt.

      Und wenn eine Datenrettung im Labor ansteht: Welche Firmen würdet ihr empfehlen?

      Ich würde stumpf beim Hersteller der Platte nachfragen, wen der empfiehlt bzw. mit wem der zusammenarbeitet.

      Das war ein guter Tipp. Dort habe ich angerufen und die machen tatsächlich auch eine kostenfreie Diagnose.

      Gibt es da eventuell günstigere Angebote? Alle die ich bis jetzt gefunden habe kosten um die 1000€…

      Ja, das ist ein üblicher Preis. Den bezahlt man dafür, kein Backup von wichtigen Daten zu haben.

      Ich weiß. Trotzdem bin ich selbst noch nicht ohne fehl was Backups angeht. ;-)

      Grüße

      Marc Reichelt || http://www.marcreichelt.de/

      --
      DPRINTK("Last time you were disconnected, how about now?");
              linux-2.6.6/drivers/net/tokenring/ibmtr.c
      1. Moin Moin!

        Ja, wenn eine Festplatte nicht mehr mitspielen will, sollte man Profis ranlassen. Selbst basteln kann mit viel Glück funktionieren, wenn man grob weiß, was man tut. Wenn nicht, kann man alles noch viel schlimmer machen - sprich: die Platte so demolieren, dass auch die Profis aufgeben müssen.

        Aber Basteln wäre immerhin noch eine Option

        Kann ich gerade nicht nachvollziehen. Platte kaputt, wichtige Daten drauf, also fangen wir an, wild daran herumzubasteln, bis die Platte zu 100% unrettbar ist.

        • die 1000€ sind derzeit (leider) keine Option.

        Tja, dann geh einfach davon aus, dass die Daten auf ewig weg sind.

        Die Idee war, dass es in einigen Jahren vielleicht bessere Techniken gibt um diese Daten zu retten und damit günstiger wird.

        Die Physik der kaputten Festplatte wird sich in ein paar Jahren nicht geändert haben. Und das Werkzeug, um Daten von der Festplatte zu lesen, ist exakt diese Festplatte, evtl. mit einer "umgetopften" Steuerplatine von einer exakt(!) identischen(!) Festplatte. Im härtesten Fall (zerstörte Köpfe) wird jemand im Reinraum das Gehäuse öffnen und den gesamten Plattenstapel in eine identische Festplatte "umtopfen". Spätestens dieser Schritt ist mit Heimwerkzeug nicht mehr zu schaffen. Das Wechseln der Steuerplatine kann mit Bastlerwerkzeugen funktionieren, wenn man denn sicher ist, eine exakt identische Platine mit identischem Firmware-Stand zu haben. (Muß aber nicht funkionieren.) Im blödsten Fall demoliert man sich das Innenleben der Festplatte und / oder überschreibt Daten auf dem Plattenstapel irreversibel.

        Ich gehe persönlich aber eher vom Gegenteil aus: Dass die Datenrettung in einigen Jahren teurer sein wird, vor allem weil es dann keine Ersatzteile mehr gibt.

        Die Festplattenretter sammeln so ziemlich jedes Festplattenmodell, und haben garantiert ausreichende Vorräte, um die Daten von der Platte zu kratzen.

        Du scheinst zu glauben, dass die Festplatte repariert und zurückgegeben wird. Das Gegenteil ist der Fall: Die Festplatte wird im Labor nur so weit "repariert", bis sie wieder Daten hergibt. Die werden dann woanders hingesichert, dann werden die Austausch-Teile wieder sauber und ordentlich ins Lager gepackt und die Kundenfestplatte defekt zurückgegeben oder verschrottet. Die Daten bekommst Du auf DVD, USB-Stick, neuer Platte, Tape o.ä., je nach Labor und Vertrag.

        Das war ein guter Tipp. Dort habe ich angerufen und die machen tatsächlich auch eine kostenfreie Diagnose.

        Immerhin. Anschließend löhnst für das Auslesen und anfertigen von Kopien Deiner Daten.

        Ich weiß. Trotzdem bin ich selbst noch nicht ohne fehl was Backups angeht. ;-)

        Und, wann fängst Du an, aus dieser Erfahrung zu lernen?

        Alexander

        --
        Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".
      2. Ja, wenn eine Festplatte nicht mehr mitspielen will, sollte man Profis ranlassen. Selbst basteln kann mit viel Glück funktionieren, wenn man grob weiß, was man tut. Wenn nicht, kann man alles noch viel schlimmer machen - sprich: die Platte so demolieren, dass auch die Profis aufgeben müssen.

        Aber Basteln wäre immerhin noch eine Option - die 1000€ sind derzeit (leider) keine Option.

        Eine möglichst exakt gleiche Platte besorgen (Hersteller und Typ auf jeden Fall identisch).
        1. Platine tauschen. (Schwierigkeitsgrad: relativ pillepalle, Gefahr: gering) Wenn kein Erfolg:
        2. Platine zurücktauschen und die Scheiben von der kaputten in die intakte Platte einbauen. (Schwierigkeitsgrad: sportlich, Gefahr mit schlechtem Werkzeug: groß)

        3. Wenn die Scheiben nicht beschädigt werden, haben die Profies immer noch gute Chancen.

          1. Platine tauschen. (Schwierigkeitsgrad: relativ pillepalle, Gefahr: gering) Wenn kein Erfolg:

          Ach ja, vorm anschließen der neuen Platine so weit möglich die elektrischen Parameter des Motors, der Arme und der Schreib-Lese-Köpfe zwischen altem und neuen Chassis vergleichen, nicht daß man sich wegen einem Kurzschluß die neue Platine oder noch schlimmer die Scheiben versaut. Wenn ein Kopf auf der Scheibe durchbrennt, werden die Profis richtig teuer und können auch nicht mehr alles retten.

          1. Hallo Texter,

            philosophierst du jetzt, oder hast du schon mal eine Platte so gerettet?

            Gruß, Jürgen

            1. hast du schon mal eine Platte so gerettet?

              Bei der ersten Gelegenheit, hatte ich so gut wie gar keine finanziellen Mittel, außerdem waren meine Möglichkeiten eine typgleiche Platte zu finden damals sehr überschaubar. Daher wollte ich, mit mir bewußt zweifelhafter Erfolgsaussicht, nur den explodierten Chip wechseln (Versagensablauf war mir bekannt). Mein Elektrofachhändler, einer wie es sie wohl nicht mehr gibt, hätte mir den Chip auch besorgen können, aber das war ein programmierbarer.

              Zweite Gelegenheit ist mit erster identisch (zwei Wochen später).

              Bei der dritten Gelegenheit habe ich die Platte fatalerweise aus der Hand gegeben, in die Hände von jemandem, wo wohl ein Spezialkleber entwickelt werden mußte, damit das aus Scham zum Leben erweckte Etikett "Fachhändler" es nicht schaffte sich loszureisen.

              Also, nein.

        1. Moin Moin!

          Eine möglichst exakt gleiche Platte besorgen (Hersteller und Typ auf jeden Fall identisch).

          1. Platine tauschen. (Schwierigkeitsgrad: relativ pillepalle, Gefahr: gering) Wenn kein Erfolg:

          Du weißt schon, dass die Firmware nur zum Teil auf der Controller-Platine liegt? Der Rest liegt auf dem Plattenstapel und wird nach dem Einschalten ins RAM des Controllers gelesen.

          Passen die beiden Firmwware-Teile nicht zusammen, kann im blödsten Fall die Firmware anfangen, Daten auf dem Plattenstapel zu überschreiben.

          1. Platine zurücktauschen und die Scheiben von der kaputten in die intakte Platte einbauen. (Schwierigkeitsgrad: sportlich, Gefahr mit schlechtem Werkzeug: groß)

          Auch mit gutem Werkzeug hast Du ein beträchtliches Schrott-Risiko.

          Der Plattenstapel läuft bei den gängigen Platten in einer nahezu staubfreien, gefilterten Umgebungsluft. Schaffst Du Staub ins Gehäuse, riskierst Du Kratzer auf dem Plattenstapel (d.h. abgetragene Magnetschicht = Daten irreparabel weg) und beschädigte Köpfe (d.h. Daten mit diesem Kopf-Satz nie mehr lesbar).

          Die nächste Generation Festplatten wird mit Helium gefüllt sein, weil das bessere Eigenschaften (geringere Dichte, höhere Wärmeleitfähigkeit) hat als gefilterte Luft. Wenn Du die öffnest, ist das Helium weg, der Plattenstapel wird nach dem Eingriff zu heiß, und vermutlich werden die Köpfe in der normalen Luft nicht korrekt fliegen.

          Noch etwas, dazu muß ich ein wenig ausholen:

          Ich habe in den letzten Monaten immer mal wieder Festplatten verschrottet, von Megabyte bis Terabyte war alles dabei, IDE, SATA, SCSI, MFM, RLL, teilweise 6 Monate alt, teilweise 30 Jahre. Wir können die nicht einfach so mit dem Rechner wegwerfen, weil dort teilweise sensible Daten gespeichert wurden. Die Platten, die elektrisch und mechanisch ok waren, habe ich stumpf per Software gelöscht (von vorne bis hinten überschrieben). Alle anderen Platten habe ich mechanisch zerstört.

          Laptop-Festplatten kann man relativ leicht "zerkloppen", die Plattenstapel sind in aller Regel aus Glas und das Gehäuse aus Blech und Plastik leistet Gewalt keinen nennenswerten Widerstand. Am Ende bleibt ein kleines, krummes Blechgehäuse gefüllt mit feinen Glassplittern, da ist nichts mehr zu retten.

          Desktop- und Server-Festplatten sind in aller Regel aus dem vollen Block gefräst oder auf einem Gußteil aufgebaut, das sich der mir zur Verfügung stehenden Gewalt erfolgreich widersetzt. Diese Platten habe ich zerlegt und Elektronik, Köpfe und Plattenstapel zerstört.

          Die Controller-Platine ist in aller Regel mit ein paar Schrauben befestigt und hat ein paar Steckverbinder und/oder flexible Leitungen ins innere der Festplatte. Leicht zu demonieren, leicht zu tauschen.

          Der Deckel ist meistens auch geschraubt, mindestens eine Schraube ist versiegelt. An die kommt man nicht heran, ohne deutliche Spuren zu hinterlassen. Zusätzlich ist der Deckel oft verklebt oder wenigstens mit einer stark haftenden Dichtung versehen. Ist der Deckel ab, findet man in aller Regel die Köpfe mitten im Plattenstapel wieder, und auch mit viel Geduld bekommt man sie dort nicht heraus, ohne dass die Köpfe auf den Platten kratzen (=Daten zerstören). Die Mechanik der Kopfarmlagerung verhindert, dass die Köpfe den Plattenstapel verlassen. (Laptop-Platten haben gelegentlich eine Ruheposition außerhalb des Plattenstapels, Desktop- und Server-Platten nicht.) Um größere Schäden zu verhindern bleibt einem eigentlich nur die Möglichkeit, die Köpfe samt Armen und Lagerung UND den Plattenstapel gleichzeitig aus dem Gehäuse auszubauen, ohne die beiden Achsen (Kopflager und Plattenstapel-Lager) relativ zueinander zu bewegen. Das geht meiner Ansicht nach nur über eine Hilfskontruktion, an der beides befestigt wird. Einziger Ansatzpunkt sind die Löcher für die Schrauben, die im Normalfall die Achsen mit dem Deckel verbinden. Ach ja, die beiden großen Permanent-Magnete, zwischen denen das andere Ende der Kopfmechanik hängt, müssen auch mit raus. Natürlich OHNE in die Nähe des Plattenstapels zu gelangen und ohne die Kopfmechanik zu beschädigen.

          (Ganz wenige Festplatten haben einen Anschlag, den man ausbauen kann, dann kann man die Köpfe tatsächlich aus dem Stapel ziehen. Diese Platten sind aber sehr selten.)

          Und damit das nicht langweilig wird, führen Folienleitungen das Signal der Köpfe auf einen Verstärker, der in aller Regel direkt auf der Kopfmechanik sitzt. Von dort führt die selbe Folie das Signal entweder durch eine Dichtung direkt auf die Controller-Platine oder aber es ist eine Pfostenleiste auf die Folie gelötet, die durch eine Dichtung auf einen Steckverbinder auf der Controller-Platine führt. Im ersten Fall muß die Dichtung dran glauben, im zweiten Fall kann man sich auch mit Entlötversuchen das Leben schwer machen. (Wo kondensiert wohl der ganze Dreck, den das Entlöten verursacht? Tipp: Plattenstapel!)

          Ach ja, und natürlich sitzt der Plattenstapel auf einem Motor, der in aller Regel sehr gut mit dem Gehäuse verbunden ist. Auch der muß vom Gehäuse und der Controller-Platine getrennt und demontiert werden. Und natürlich ist dort auch wieder einiges versiegelt.

          Ich will nicht ausschließen, dass einige handwerklich sehr begabte Leute einen Plattenstapel ohne größere Schäden in ein anderes Gehäuse umsetzen können. Mit Glück lebt anschließend die Platte sogar noch lange genug, um Daten zurücklesen zu können.

          Aber bei allen (Nicht-Laptop-)Festplatten, die ich bislang zerlegt habe, schätze ich das Risiko für weitere, möglicherweise schwere Schäden am Plattenstapel und / oder Köpfen und / oder Mechanik größer ein als die Chance, Daten von dem Plattenstapel zu lesen. Schon allein, weil man mit Hausmitteln kaum eine ausreichend saubere Umgebung schaffen kann.

          Beim Verschrotten mußte ich darauf natürlich keine Rücksicht nehmen, ich hab alle Schrauben gelöst, alles lose Zeug herausgeschüttelt, die nächsten Schrauben gesucht und irgendwann entweder die Köpfe aus dem Plattenstapel herausgerissen, herausgehebelt oder den Plattenstapel mit Gewalt herausgezogen, dann noch alle Platten von der Spindel gelöst und die Platten zerstört.

          Ich vermute, dass ich auch bei den leichten Fällen, bei denen sich alles relativ leicht zerlegen ließ und bei denen keine Gewalt notwendig war, mindestens die Köpfe und die Oberflächen des Plattenstapels demoliert habe. Schon allein, weil ich die Köpfe nicht perfekt parallel zu den Oberflächen aus dem stehenden Plattenstapel drehen konnte.

          Festplatten-Hersteller sind übrigens oft sehr kreativ, was die Befestigung von einzelnen Teilen angeht. Schrauben sind oft sehr gut versteckt (nicht alle Siegel verdecken Schrauben, manche Siegel verdecken Löcher oder gar nichts, andere verdecken andere Siegel, die wiederum Schrauben verdecken), und manchmal müssen erst andere Teile aus dem Weg geräumt werden.

          Wer also immer noch nicht entmutigt ist, dem kann ich nur empfehlen, mindestens eine weitere identische Festplatte zu beschaffen, und an der erst einmal das Zerlegen und Zusammensetzen der Festplatte zu üben und die kleinen Garstigkeiten zu erforschen, die sich der Hersteller ausgedacht hat.

          1. Wenn die Scheiben nicht beschädigt werden, haben die Profies immer noch gute Chancen.

          Korrekt. Und da schon mit dem Öffnen des Gehäuses jede Menge Staub eindringt, wird der Plattenstapel fast zwangsläufig beschädigt. Spätestens, wenn man Köpfe und Plattenstapel zerlegt. Deswegen läßt man das besser sein, wenn man an den Daten hängt.

          Alexander

          --
          Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".
          1. Du weißt schon, dass die Firmware nur zum Teil auf der Controller-Platine liegt? Der Rest liegt auf dem Plattenstapel und wird nach dem Einschalten ins RAM des Controllers gelesen.

            Passen die beiden Firmwware-Teile nicht zusammen, kann im blödsten Fall die Firmware anfangen, Daten auf dem Plattenstapel zu überschreiben.

            Warum schreibe ich wohl "Eine möglichst exakt gleiche Platte besorgen (Hersteller und Typ auf jeden Fall identisch)." Was bleibt denn noch übrig, was auch möglichst exakt sein soll?

            Der Plattenstapel läuft bei den gängigen Platten in einer nahezu staubfreien, gefilterten Umgebungsluft.

            Der Fragesteller weiß offenbar selbst, daß ein Reinraum angebracht ist. An/in einen zu kommen ist nicht aussichtslos.

            Schaffst Du Staub ins Gehäuse, riskierst Du Kratzer auf dem Plattenstapel (d.h. abgetragene Magnetschicht = Daten irreparabel weg)

            Abgetragene Magnetschicht? So dünn und empfindlich ist die auch nicht. Mit Glück kann selbst von einer Platte (Scheibe, nicht aus Glas) auf die mit einem Hammer geschlagen wurde noch gelesen werden, nur nicht mit den üblichen Köpfen. (Das ist der Fall den ich meinte, bei dem die Profis richtig teuer werden.)

            und beschädigte Köpfe (d.h. Daten mit diesem Kopf-Satz nie mehr lesbar).

            Auch die Funktionsstruktur der Köpfe ist nicht nur eine Atomlage dick und reicht noch nicht mal zwangsweise bis an die Oberfläche. Aber, da wir die in der Situation schon einmal gewechselt haben, geht das auch noch ein zweites mal.

            Die nächste Generation Festplatten wird mit Helium gefüllt sein, weil das bessere Eigenschaften (geringere Dichte, höhere Wärmeleitfähigkeit) hat als gefilterte Luft. Wenn Du die öffnest, ist das Helium weg, der Plattenstapel wird nach dem Eingriff zu heiß, ...

            Ist die Frage, ob das für das letztmalige Lesen von Bedeutung ist, zumindest, wenn man das bedenkt.

            ... und vermutlich werden die Köpfe in der normalen Luft nicht korrekt fliegen.

            Bei "vermutlich" würde ich nicht mitgehen (schon weil die mechanischen Eigenschaften nicht sooo unterschiedlich sind, aber vielleicht Resonanzen, wenn das so randgenäht sein sollte), aber ausschließen kann ich es nicht.

            Noch etwas, dazu muß ich ein wenig ausholen:

            Ich habe in den letzten Monaten immer mal wieder Festplatten verschrottet, von Megabyte bis Terabyte war alles dabei, IDE, SATA, SCSI, MFM, RLL, teilweise 6 Monate alt, teilweise 30 Jahre. Wir können die nicht einfach so mit dem Rechner wegwerfen, weil dort teilweise sensible Daten gespeichert wurden. Die Platten, die elektrisch und mechanisch ok waren, habe ich stumpf per Software gelöscht (von vorne bis hinten überschrieben). Alle anderen Platten habe ich mechanisch zerstört.

            Schön, und? Gehört zum Ausholen? Müssen mußtest Du das nicht.

            Laptop-Festplatten kann man relativ leicht "zerkloppen", die Plattenstapel sind in aller Regel aus Glas und das Gehäuse aus Blech und Plastik leistet Gewalt keinen nennenswerten Widerstand. Am Ende bleibt ein kleines, krummes Blechgehäuse gefüllt mit feinen Glassplittern, da ist nichts mehr zu retten.

            Daß wirklich nichts mehr zu retten ist, stimmt selbst dann nicht (gerade weil Glas oft relativ saubere Bruchkanten hat und gut gepusselt werden kann), aber eine zerbröselte Platte aus Glas ist schon sehr sehr sicher. Davon reden wir aber nicht, wenn (falls) Staub ins Spiel kommt. Auch nicht beim Zerlegen, die Platten halten viel aus bis sie zerspringen. Wenn Du aber auch nur in die Nähe kommst, daß sie zerspringen, dann verstehe ich, warum Du über Kratzer von den Köpfen nachdenkst.

            Desktop- und Server-Festplatten sind in aller Regel aus dem vollen Block gefräst oder auf einem Gußteil aufgebaut, das sich der mir zur Verfügung stehenden Gewalt erfolgreich widersetzt. Diese Platten habe ich zerlegt und Elektronik, Köpfe und Plattenstapel zerstört.

            Mach ich auch so, und?

            Der Deckel ist meistens auch geschraubt, mindestens eine Schraube ist versiegelt. An die kommt man nicht heran, ohne deutliche Spuren zu hinterlassen. Zusätzlich ist der Deckel oft verklebt oder wenigstens mit einer stark haftenden Dichtung versehen.

            Und?

            Ist der Deckel ab, findet man in aller Regel die Köpfe mitten im Plattenstapel wieder, und auch mit viel Geduld bekommt man sie dort nicht heraus, ... Die Mechanik der Kopfarmlagerung verhindert, dass die Köpfe den Plattenstapel verlassen.

            Bis man diese Mechanik demontiert, was ich schon gemacht habe.

            ohne dass die Köpfe auf den Platten kratzen (=Daten zerstören).

            Quatsch.

            (Laptop-Platten haben gelegentlich eine Ruheposition außerhalb des Plattenstapels, Desktop- und Server-Platten nicht.) Um größere Schäden zu verhindern bleibt einem eigentlich nur die Möglichkeit, die Köpfe samt Armen und Lagerung UND den Plattenstapel gleichzeitig aus dem Gehäuse auszubauen, ohne die beiden Achsen (Kopflager und Plattenstapel-Lager) relativ zueinander zu bewegen.

            Scherz?

            Und damit das nicht langweilig wird, führen Folienleitungen das Signal der Köpfe auf einen Verstärker, der in aller Regel direkt auf der Kopfmechanik sitzt. Von dort führt die selbe Folie das Signal entweder durch eine Dichtung direkt auf die Controller-Platine oder aber es ist eine Pfostenleiste auf die Folie gelötet, die durch eine Dichtung auf einen Steckverbinder auf der Controller-Platine führt. Im ersten Fall muß die Dichtung dran glauben,

            Und?

            im zweiten Fall kann man sich auch mit Entlötversuchen das Leben schwer machen. (Wo kondensiert wohl der ganze Dreck, den das Entlöten verursacht? Tipp: Plattenstapel!)

            Ich kann auch draufniesen, wenn es deiner Argumentation hilft. ;)

            PS.: Wie entlötest Du SMD-Bauteile, daß großartig was kondensiert? Oder, was kondensiert da? Doch hoffentlich kein Kolophonium o.ä.

            Ach ja, und natürlich sitzt der Plattenstapel auf einem Motor, der in aller Regel sehr gut mit dem Gehäuse verbunden ist. Auch der muß vom Gehäuse und der Controller-Platine getrennt und demontiert werden.

            Oder auch nicht.

            Ich vermute, dass ich auch bei den leichten Fällen, bei denen sich alles relativ leicht zerlegen ließ und bei denen keine Gewalt notwendig war, mindestens die Köpfe und die Oberflächen des Plattenstapels demoliert habe. Schon allein, weil ich die Köpfe nicht perfekt parallel zu den Oberflächen aus dem stehenden Plattenstapel drehen konnte.

            Ich denke, mit der Schätzung liegst Du daneben.

            Wer also immer noch nicht entmutigt ist, ...

            Mein Beitrag war so zu verstehen, was gemacht werden muß, wenn man es unbedingt selber machen will. Ein Großteil deiner Aussagen ist durchaus geeignet, jemanden vor Augen zu führen, was auf ihn zukommt.

            PS.: Wenn ich in solchen Zusammenhängen "sportlich" verwende, ist das nicht gerade konkret, sorry dafür. Daß die Aussage so unkonkret ist, ist aber durchaus ein Hinweis.

            Und da schon mit dem Öffnen des Gehäuses jede Menge Staub eindringt, wird der Plattenstapel fast zwangsläufig beschädigt. Spätestens, wenn man Köpfe und Plattenstapel zerlegt.

            Davon abgesehen, daß ich die Gefahr solcher Schäden, durch solche Ursachen, für klein bis kaum gegeben ansehe, selbst Platten mit Oberflächenschäden, haben an den beschädigten Stellen noch lange nicht die Daten verloren. Kritisch kann es schnell werden, wenn ein Kopf zahllose Umdrehungen über die Schäden "schindert". Aber den ganz teuren Profis stehen auch kontaktlose Mittel zur Verfügung, bei denen das nicht passiert. (Es sei denn, die Möglichkeiten funktionieren bei heutigen geometrischen Datendichten nicht mehr.)

            Deswegen läßt man das besser sein, wenn man an den Daten hängt.

            "besser", stimmt.

            1. Mein Beitrag war so zu verstehen, was gemacht werden muß, wenn man es unbedingt selber machen will.

              Du kannst ja noch mal schauen, was ich zitiert habe.

            2. Moin Moin!

              Die nächste Generation Festplatten wird mit Helium gefüllt sein, weil das bessere Eigenschaften (geringere Dichte, höhere Wärmeleitfähigkeit) hat als gefilterte Luft. Wenn Du die öffnest, ist das Helium weg, der Plattenstapel wird nach dem Eingriff zu heiß, ...

              Ist die Frage, ob das für das letztmalige Lesen von Bedeutung ist, zumindest, wenn man das bedenkt.

              ... und vermutlich werden die Köpfe in der normalen Luft nicht korrekt fliegen.

              Bei "vermutlich" würde ich nicht mitgehen (schon weil die mechanischen Eigenschaften nicht sooo unterschiedlich sind, aber vielleicht Resonanzen, wenn das so randgenäht sein sollte), aber ausschließen kann ich es nicht.

              Wie lange brauchst Du, um von einer beschädigten 6 TB-Platte über SATA-6G alle Daten auszulesen? Wie lange hält die Platte die schlechtere Kühlung durch das falsche Betriebsgas aus?

              Im Idealfall schafft SATA-6G eine Datenrate von 600 MByte/sec, wenn die Festplatte topfit ist und die ganze Zeit Daten aus dem Cache liefern kann. 6 * 10^12 Bytes / 6 * 10^8 Byte/sec = 10^4 sec, das sind 2 h 45 min. So schnell ist aber keine Festplattenmechanik, bei linearem Lesen / Schreiben hilft der Cache fast nicht. Der WP-Artikel zu SATA nennt eine Seagate-Platte, die 138 MByte/sec schafft. Ich runde mal auf 150 MByte/sec, das wäre volle SATA-1-Leistung und ergbit 6 * 10^12 Bytes / 1,5 * 10^8 Byte/sec = 4 * 10^4 sec, 13 h 20 min. Schneller kann die Mechanik nicht. Wenn die Platte dann jeden Sektor zweimal lesen muß, dauert die Aktion mal eben 24 h.

              Gut angefächelt wird eine konventionelle Platte im Betrieb ca. 30 °C warm, ohne Kühlung sind es auch mal 40 °C bis 60 °C.  Und bei 60 °C ist für die He6 schon Feierabend, mehr darf sie laut Hersteller im Betrieb nicht.

              Wie heiß mag wohl eine He6 werden, wenn man das Helium durch ungefilterte Luft ersetzt? Wie lange kann sie so arbeiten? Ich weiß es nicht. Ich würde aber unter den Umständen nicht auf 24 h Dauerbetrieb wetten.

              Alexander

              --
              Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".
              1. Wie lange brauchst Du, um von einer beschädigten 6 TB-Platte über SATA-6G alle Daten auszulesen? Wie lange hält die Platte die schlechtere Kühlung durch das falsche Betriebsgas aus?

                • Wie oft kann man einen Kopiervorgang unterbrechen?
                • Für welche Bedingungen werden Festplatten ausgelegt und welche Bedingungen kann man schaffen, wenn man für Kühlung sorgen will? Das Helium kann unmöglich so viel besser sein, als daß man seine Wirkung nicht mehr als ausgleichen könnte, indem man das Gehäuse gut kühlt.

                Wie heiß mag wohl eine He6 werden, wenn man das Helium durch ungefilterte Luft ersetzt?

                Bei ansonsten gleichen Bedingungen exakt so heiß wie die mit Helium, außen. Innen heißer. Darum sorgt man ggf. dafür, daß sie außen kühler ist.

                PS.: Das "ungefilterte" hat in dem Satz nichts verloren.

          2. Mahlzeit,

            Die nächste Generation Festplatten wird mit Helium gefüllt sein, weil das bessere Eigenschaften (geringere Dichte, höhere Wärmeleitfähigkeit) hat als gefilterte Luft.

            Muss ich dann ne Blei-Platte in den Rechner legen, damit er nicht abhebt?

            --
            42
      3. Ja, das ist ein üblicher Preis. Den bezahlt man dafür, kein Backup von wichtigen Daten zu haben.

        Ich weiß. Trotzdem bin ich selbst noch nicht ohne fehl was Backups angeht. ;-)

        Ich will mir in nächster Zeit doppelte Redundanz aufbauen. Nachdem ich erlebt habe, daß das Original und, völlig unabhängig davon, das Backup flöten gegangen sind, ist mir ein Backup zu wenig.

  2. eine Freundin von mir hatte sehr viele Bilder auf ihrer externen Festplatte - und leider kein Backup. Nach Murphys Law musste dann irgendwann das Schlimmste passieren: Die Festplatte ging kaputt.

    Das dachte ich auch vor 1-2 Jahren, dass mir das passiert war. War dann aber doch nicht die Platte, sondern die NAS-Hardware.

    Und wenn eine Datenrettung im Labor ansteht: Welche Firmen würdet ihr empfehlen? Gibt es da eventuell günstigere Angebote? Alle die ich bis jetzt gefunden habe kosten um die 1000€…

    Aber ich hatte mich schon umgesehen nach Firmen die das machen. Das hat aber keine 1000€ gekostet.
    Aber auch die hätte ich ausgegeben. Ich dachte so um die 300€.
    Auf die Schnelle mal gesucht:
    http://www.datenretter-koeln.de/seagate-angebot.php

    1. http://www.xdatenrettung.de/agb.html

  3. Hallo,

    ich lese hier immer nur vom Reinraum.

    Was ist denn nun eigentlich mit dem Rausraum?

    *scnr*
     Martin

    --
    Zwei Mäuse treiben's miteinander. Sagt der Mäuserich: "Hoffentlich ist nicht wieder alles für die Katz."
    Selfcode: fo:) ch:{ rl:| br:< n4:( ie:| mo:| va:) de:] zu:) fl:{ ss:) ls:µ js:(
    1. Om nah hoo pez nyeetz, Der Martin!

      ich lese hier immer nur vom Reinraum.
      Was ist denn nun eigentlich mit dem Rausraum?

      Genau. Ab wann wird ein Schluckauf zum Schluckunter?

      Matthias

      --
      Der Unterschied zwischen Java und JavaScript ist größer als der zwischen Fries und Friese.

  4. *scherz an*
    Hi,

    du kannst ja mal bei Barack Obama und seinen Freunden von der NSA nachfrage, vielleicht haben die ja noch die Daten gespeichert...

    *scherz aus*

    Was kann sie in diesem Fall noch machen? Datenrettung im Labor? Oder würdet ihr versuchen zu warten, bis diese Datenrettung in einigen Jahren eventuell günstiger wird? Oder sonst irgendwelche Tricks?