Der Martin: LAN in Praxis schneller als theoretisch möglich

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Hi,

Dass das Upgrade von Kabeln einen spürbaren Effekt hat, habe ich bisher nur gesehen, wenn die alten Kabel den versprochenen Standard nicht eingehalten haben.

oder "halbherzig defekt" waren, etwa ein Bruch einer Ader. Dann geht's zwar immer noch "irgendwie", aber nicht mehr zuverlässig.

Was ich allerdings schon gesehen habe, waren Probleme, die aus dem geerdeten Schild von CAT6-Kabeln resultierten, weil die Geräte in unterschiedlichen Gebäuden waren und damit eine Erdschleife gebildet haben.

Potentialverschleppungen zwischen zwei Gebäuden sind bei jeder Verkabelung ein Problem - aber es müssen nicht einmal unterschiedliche Gebäude sein. Während meiner beruflichen Tätigkeit als EMV-Prüfer war ich mal bei einem Kunden vor Ort, dem andauernd seine Maschinensteuerung auf Störung ging, und keiner konnte das klar nachvollziehen. Man vermutete "ein EMV-Problem".
Die Maschine stand in einer Fabrikhalle, der zugehörige Schaltschrank in einem Nebenraum. Verbindungen zwischen beiden waren Stromversorgung (24V=), zwei dicke geschirmte Kabel zu frequenzgeregelten Antrieben mit mehreren kW Leistung, sowie ein Profibus-Kabel zu diversen dezentralen Sensoren und Aktoren. Direkt an der Maschine war ein weiterer Anschluss an 400V 3~ für zwei weitere nicht geregelte Antriebe.
Ich habe zunächst Hochfrequenzstörungen durch die Frequenzumrichter vermutet, eventuell auch transiente Störungen (in der Fachsprache "Burst") beim Schalten von Schützen oder der beiden ungeregelten Antriebe. Entsprechende Messungen zeigten, dass beide Effekte zwar vorhanden, aber minimal waren.

Als ich dann für irgendeinen Test mal das Profibus-Kabel an einer Stelle abgezogen habe, bin ich erschrocken, weil's da plötzlich gefunkt und gepratzelt hat. Das machte mich stutzig, und wir haben schließlich festgestellt, dass über den Profibus-Schirm je nach Maschinen-Betriebszustand Ausgleichsströme von fast 10A~ geflossen sind. Wir haben dann empfohlen, zwischen Schaltschrank und Maschine eine solide Potentialausgleichs-Leitung zu legen (mein Kollege murmelte was von "mindestens 16mm² sollten es schon sein"), und damit waren die Störungen wohl weitgehend behoben. Zumindest haben wir von diesem Kunden keine weiteren Hilferufe gehört.

Und der Schirm von Netzwerkkabeln macht heute auch in einem anderen Szenario ab und zu Probleme: Bei Geräten in Mixed-Signal-Konstellation, also analog und digital (etwa Fernsehern, Digital-Videorecordern oder -Player). Bevor man es richtig begreift, hat man sich da eine herrliche Brummschleife gebaut. Abhilfe ist dann oft, die kürzeste der Netzwerkverbindungen (in dem Fall oft nur 1m oder so) durch ein ungeschirmtes Kabel zu ersetzen. So habe ich den teil-digitalen Hifi/Video-Kram bei mir im Wohnzimmer auch ruhig bekommen.

So long,
 Martin