Mathias Bigge: Offener Brief des Hauptpersonalrats des Landes Berlin zur Umsetzung von Hartz IV vom 08.02.2005

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Hi Andreas,

Meine leidigen Erfahrungen auf den Montagsdemos haben gezeigt, daß wir als die Minderheit von der "normalen" Bevölkerung halt als Parasiten angesehen werden, was von der Regierung genauso beabsichtigt ist...

Ich halte eher das Konzept der Montagsdemos für gescheitert. In der DDR gehörte Mut dazu, sich ans Mikro zu stellen, es war ein Schritt in einer diktatorischen Gesellschaft, sodass Mut und ein echtes Anliegen dazu gehörten. Bei uns bietet das Mikro vor allem Sektierern und wunderlichen Leuten ein Forum. Außerdem hat keiner Lust, jede Woche zu demonstrieren, so wie ein Dienst, wenn das so wenig bewirkt.

...und genau deswegen müssen solche Themen von gesellschaftspolitischer Relvanz in jedem Umfeld angesprochen werden. Nicht in spezialisierten Hartz-IV Foren, wo eh nur die Betroffenen hingehen. Es ist wichtig, auch die Nichtbetroffenen zu sensibilisieren und einige von Ihnen von ihrem hohen Ross herunterzuholen.

Ach, so hohe Rosse reiten hier die wenigsten. Es gibt ja nur noch wenige Leute,dennen die Entwicklung keine Angst macht: Selbst in der Deutschen Bank und bei General Motors wird heute um die Arbeitsplätze gezittert und über die Folgen nachgedacht. Es sind halt nur wenige Leute, die Mut und Format haben, gegen die Deklassierung der Mitte der Gesellschaft anzutreten, und den Radikalinskis will sich auch keiner anschließen. Es fehlt halt eine gesellschaftliche Kraft, die für die kleinen Leute antritt, und da suchen nun die Sektierer von rechts und links ihr Heil...

Viele Grüße
Mathias Bigge