Hallo, Mathias!
Und wenn es aus irgendeiner Perspektive durchaus vernünftig ist, weitere Lecks zu schlagen? Deine ganze Argumentation unterstellt, dass es eine einfache Wahrheit gebe, und die Leute nur zu faul oder zu reich sind, um das zu erkennen und durchzusetzen.
die reichen profitieren von dem system und haben somit gar kein interesse, daran etwas zu ändern, im gegenteil.
und da sie auch erheblichen einfluss (z.b. über die presse) auf die bildung und die darstellung des systems in den medien haben, wird auf diesem wege kaum jemand erfahren, warum er den gürtel immer enger schnallen muss.
mich erinnert das ganze an das thema versicherungen. die ursprüngliche idee war doch, das risiko des einzelnen durch zufälle und unvorhersehbares soweit zu senken, dass es erträglich und das überleben gesichert wird. dazu haben sich die leute zusammengeschlossen und einen, ihrer meinung nach ausreichenden betrag in eine gemeinsamme kasse einbezahlt. eine versicherung auf gegenseitigkeit, also.
wenn ich mir heutige versicherungen dagegen ansehe, sind das aktiengesellschaften, also firmen, die nicht mehr auschliesslich der absicherung der versicherten dienen, sondern hauptsächlich der gewinnmaximierung für die anleger. ich halte das für ein höchst krankes gebilde.
die gemeinsamkeit mit den heutigen ansichten über wirtschaft und ökonomie sehe ich darin, dass auch bei den versicherungen eine derart unüberschaubare vielzahl von versicherungen, eintritts- und austrittsklauseln, zahlungsbedingungen, kombinationen mit eigentlich versicherungsfremden leistungen u.s.w. bestehen, dass kein mensch da mehr durchsieht (und dieses chaos hat system). dabei war das grundprinzip doch eigentlich ganz einfach.
wenn wirtschaft und ökonomie wirklich so kompliziert sein sollten, dann frage ich mich allerdings, wie die primitiven urvölker überleben konnten, deren arbeitsproduktivität ja noch viel geringer war, als heute. welches interesse solte denn ein professor an der uni heute auch daran haben, dieses thema einfach und verständlich zu erklären? er würde ja seine existenzberechtigung in zweifel ziehen. er wäre, wie luther, der dem "gemeinen" volk die bibel in seiner sprache gegeben hat. viele von den so komplexen feinheiten in der heutigen wirtschaftstheorie sind doch nur produkte der wuchernden gesetzgebung zu diesem thema.
sicherlich lässt sich das thema nicht auf drei sätze reduzieren, aber ein guter teil daran soll das ganze einfach nur für den uneingeweihten undurchschaubar machen, effekte erklären, für die man nicht bereit ist, die wirkliche ursache anzuerkennen und als begründung für das "natürliche" anrecht der gewinner des systems auf ihren gewinn dienen.
seid menschengedenken behaupten priester aller religionen, naturereignisse und katastrophen seien von gott (oder wie er auch immer genannt wird) gesandte zeichen für ihr heiliges anrecht auf den zehnten. und die mehrheit der menschen hat das auch jahrhunderte lang mit inbrunst bezeugt.
Jetzt hast Du aber den Stein der Weisen gefunden *g*
das haben sicherlich auch die ketzer zu hören bekomen, die behauptet haben, die erde sei _keine_ scheibe.
Es gibt ja viele Leute, die politisch aktiv sind, in der FDP, der CSU, der NPD, den Grünen, der SPD, in diversen Initiativen usw. Fast alle diese Menaschen würden im Sinne Deiner Simplifizierung glauben, dass sie zu den wenigen Vernünftigen gehören, die sich als Wasserschöpfer betätigen. Was hältst Du davon?
schön. dann müssen wir ja nur noch klären, welche methode die richtige ist: das wasser vom bug zum heck oder umgekehrt und von draussen ins boot, oder aus dem boot nach draussen zu schöpfen.
unsere politiker schöpfen jedenfalls seit jahren das wasser innerhalb des bootes hin und her.
wie gesagt: es kommt nicht nur darauf an, _etwas_ zu tun, sondern auch zu wissen, _warum_ man _was_ tun muss. (siehe meine bemerkungen oben.)
wie kann man denn behaupten, die ständig steigenden zinszahlungen würden kein problem für unsere wirtschaft darstellen?
Um im Bild zu bleiben: Die große Mehrheit der politisch Aktiven ist der Auffassung, dass die Lecks gestopft und Wasser geschöpft werden muss, während Du versuchst sie zu überzeugen, dass das Problem an ganz anderer Stelle liegt.
hm..
ich würde das eher so sehen, dass dissenz darüber besteht, _wie_ die löcher _erfolgreich_ gestopft werden können und ob _alle_ löcher gestopft werden müssen (auch wenn einige leute behaupten, ihre löcher seien ja notwendig).
freundl. Grüsse aus Berlin, Raik