Hallo
Unsere heutige Flora und Fauna hat sich im Laufe von Jahrmillionen entwickelt [1]; Entschieden, welches Gen wofür zuständig ist usw. usf.
Auch wenn du es nicht so gemeint haben solltest, es ist bereits die Wortwahl die das Problem in die falsche Richtung lenkt: Die Natur "trifft" in diesem Sinne keine Entscheidungen, sie lässt geschehen.
Selbst "sie lässt geschehen" impliziert die Natur fälschlicherweise als (in diesem Falle: nicht handelnde) Person.
Und jetzt wollen wir Menschen daherkommen, und bei irgendwelchen Organismen, und letzten Endes vermutlich sogar auch bei uns selber, mal einfach lustig Gen X abschalten und Gen Y verändern ...?
Zur Beurteilung dessen ist es zunächst wichtig zu wissen, wofür die Gene eigentlich verantwortlich sind.
Das mag aus technischer Sicht eine wichtige Frage sein, geht aber mMn an wahsagas Aussage/Fragestellung vorbei.
In der freien Natur wird eine Veränderung des Erbgutes durch die Mischung der vollständigen Sätze der Chromosomen zweier Individuen herbeigeführt[1]. Diese Individuen gehören der selben Gattung an. Dies gilt grundsätzlich auch für die Züchtung durch Menschenhand.
Im Gegensatz dazu steht die Veränderung des Erbgutes durch Gentechnik, die gezielt Erbgut einer fremden Pflanzen- oder Tierart in eine Pflanze oder ein Tier einbringt. Dies gilt auch für "Gentransfers" von Pflanze zu Tier und umgekehrt (was ich im reinen Wortsinn für abartig halte). Das hat nichts mit Evolution zu tun.
Wozu? Im Bereich der Mikrobiologie wird dies sehr erfolgreich vorgemacht: Z.B. war Humaninsulin, das Erste rekombinant hergestellte Therapeutikum, welches mit Hilfe von Darmbakterien heutzutage im Kubikmeter-Maßstab produziert wird.
nichtpolemische, ernstgemeinte Frage: Wurde dies durch Züchtung oder durch gezielte Einbringung fremder Gene herbeigeführt?
Bei Pflanzen muss man drei Vorhaben unterscheiden: Food Design, welches z.B. im Gemüse auf natürliche Art und Weise z.B. Vitamine anreichert.
Als hätten sie diese nicht in ausreichender Menge.
Oder aber natürliche Schädlingsresistenz.
Diese künstlich herbeigeführte Schädlingsresistenz als "natürlich" zu bezeichnen, ist ein Euphemismus in Reinkultur.
Und man muss sich genauso die Frage gefallen lassen wo die Ursachen für einen Weltnahrungsmangel liegen ...
Man sollte eher die Frage stellen, wo ist der Weltnahrungsmangel? Es ist grundsätzlich genug Nahrung für alle sechsundknipsig Milliarden Menschen verfügbar. Es braucht zur Ernährung der Weltbevölkerung keine gentechnisch veränderten Pflanzen und Tiere.
Aber soviel: Diese Fragen beantwortet man nicht dadurch, dass man Gentechnik mit der Aussage "Wer weiß da passieren kann" negiert.
Nein, bestimmt nicht. Es ist aber an vielen Stellen abzusehen, was passiert.
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Die Konzerne der Branche lassen sich Patente auf die Gene von seit Millionen Jahren natürlich vorkommenden Planzen ausstellen. Wer die Pflanzen bzw. deren Wirkstoffe wirtschaftlich nutzt, kann in die Mühlen des Patentrechts geraten. Glücklicherweise gibt es Leute, die diese Patente (teilweise erfolgreich) anfechten.
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Sie verteilen Saatgut, dessen Gene in die freie Natur gelangen und die natürlich vorkommenden Pflanzen kontaminieren. Dies schränkt auf lange Sicht die Artenvielfalt ein. Als ob der Mensch dies nicht auch ohne Gentechnik schon erfolgreich praktizieren würde.
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Sie verteilen Saatgut für Pflanzen, das so manipuliert wurde, dass die Pflanze sich nicht fortpflanzen kann. Damit bringen sie die Bauern in eine andauernde Abhängigkeit, da sie für jede Aussaat neues (teures) Saatgut brauchen. Außerdem werden durch die oben erwähnte Kontamination auch Wildpflanzen fortpflanzungsunfähig.
Das sind wohl einige der Nebeneffekte, vor denen wahsaga im Folgenden warnen will. Wobei dies um die Frage, was wir verlieren werden, ergänzt werden sollte.
Also mir behagt dieser Gedanke nicht sonderlich - wie wollen wir voraussehen können, _was_ wir dabei eigentlich erschaffen?
Dass wir unser mneschliches Genom und vielleicht auch noch das von ein paar Mäusen o.ä. "entschlüsselt" haben, ist seit noch nicht allzu langer Zeit der Fall - und schon wollen wir uns anmaßen, daran herumzuspielen?
Nein wollen wir nicht.
Bist du dir dessen sicher?
An einem komplexen System, für dessen Entwicklung die Natur sich Jahrmillionen Zeit gelassen hat, wollen wir jetzt mit gerade mal ein paar Jahrzehnten "Erfahrung" und Wissen darüber manipulieren und Veränderungen vornehmen?
Hier spielt die Robustheit des Systemes eine entscheidende Rolle. Eben weil jedes biologische System ständig natürlichen Einflüssen ausgesetzt ist (wie z.B. dem ständigen Auftreten neuer Gensequenzen)
Nocheinmal: Die künstliche Einbringung fremden Erbguts in eine Gattung ist _kein_ natürlicher Vorgang.
sind evolutionär bedingt Mechanismen entstanden, die Emergenzen kontrolliert verpuffen oder ohne weiteren Einfluss auf das Gesamtsystem koexistieren lassen.
... die im obigen Beispiel der Nichtfortpflanzungsfähigkeit wie greifen würden?
Aber in der Tat sprichst du gerade den wahrscheinlich wichtigsten Aspekt der biowissenschaften des kommenden Jahrhunderts an: Das verstehen komplexer Systeme.
Wenn es darum geht, herauszufinden, wie bestimmte Vorgänge im Organismus funktionieren, entwickelt und angestoßen werden, bin ich deiner Meinung. Das sollte Aufgabe der Forschung sein. Aber das ist eben nur ein Feld der Gentechnik. Es gibt andere, die einen wesentlich kritischeren Blick verdienen.
... reduktionistischer ... holistischen ...
Hattest du nicht herumlamentiert, dass die meisten Leute nichts verstehen? Ist ja auch kein Wunder.
[1] Die Fortpflanzung durch Zellteilung lasse ich mal weg.
Tschö, Auge
Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist zu schweigen.
(Victor Hugo)
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