Hi,
Und woher weißt du welche Technologien "irreperable Schäden" hervorrufen? Wenn ein Airbag bei 200 km/h auf der Atobahn aufgeht, ist das ein irreparabler Schaden?
Für den betroffenen Autofahrer könnte das i.d.T. irreparabel sein. Nicht aber, für die Menschheit als solche.
Wenn ein Atomkraftwerk explodiert und Ostasien unbewohnbar macht ist das ein irreperabler Schaden?
In Nevada? Eher weniger - jedenfalls wenn die Klimabedingungen gerade zufälligerweise günstig sind (daß der Fallout der US-amerikanischen Oberflächennukleartests um die ganze Welt gegangen ist, wissen wir ja heute). In Mitteleuropa? Definitiv ja.
Eine Kategorisierung nach Töpfchen und Kröpfchen lehne ich dennoch ab, weil sie nicht der Vielschichtigkeit der Thematik entspricht.
Nun, da haben wir halt unterschiedliche Meinungen. :-)
... wären z.B. zwei Bereiche, wo wir uns Fehler IMHO *nicht* erlauben können (bei der Genetik IMHO sogar noch weniger als bei der Atomkraft).
Bitte erkläre mir Deine Sorgen, die die grüne Biotechnologie in dir hervorruft.
Schon die Wortwahl ("grüne Biotechnologie") läßt mich grausen - und nichts gutes erahnen. =:-/
Ich bin mir sicher, dass sich die meisten Missverständnisse aus dem Weg räumen lassen.
Wahsaga hat sich dazu ja bereits geäußert. Das Problem ist halt: Wenn wir nach vielleicht 100 Jahren feststellen, daß die Gen-Veränderung X sich als mit Negativfolgen belastet erweist, dann können wir sie ggf. nicht wieder rückgängig machen (selbst die schmutzigste Atomruine läßt sich - irgendwann - abreißen, oder - mehr oder weniger - "begraben").
Bereits die Verbringung von natürlich existierenden Pflanzen und Lebewesen in Bereiche außerhalb ihres natürlichen Vorkommens (sei es durch globalen Tourismus, sei es durch vermeintliche Klugheit, sei es durch echte Dummheit), stellt uns ja bereits heute vor unlösbare Probleme (Stichworte: allergene Pflanzen, Giftkröten, Bienen-Kreuzung, ...)!
Daß es auch anders geht, zeigt IMHO ein Beispiel aus dem Bio-Weinanbau (ich wohne ja in passender Gegend - hicks ;-)): Ca. 50% der in der deutschen Landwirtschaft eingesetzen Herbizide werden im Weinanbau gespritzt (bei IIRC ca. 2% der Gesamtnutzfläche), was der Bio-Weinanbau natürlich zu vermeiden sucht. Di "härteste" Maßnahme dabei kann auch die Kreuzung domestizierter einheimischer Rebsorten mit wilden Rebsorten aus Amerika sein, die gegen Mehltau von Natur aus resistent sind. Zw. Beginn der Züchtung und dem kommerziellen Einsatz liegen 30(!) Jahre, in denen auch getestet wird, ob die neue Züchtung irgendwelche negativen Folgen für die menschliche Gesundheit haben kann. Soviel Geduld würde ich gerne auch mal von einem Aktienunternehmen erwarten (da sei aber wohl der heilige Hedgefond vor).
Weiterhin stimm ich dir nicht zu. Der Gedanke des souveränen Volkes entspringt einer Zeit, als die Menschen noch begierig waren alles zu wissen, zu erfahren und zu erkennen. In einem solchen geistigem Klima kann das zarte Pflänzchen der Demokratie gedeihen. Heute aber kokettieren die Menschen quer durch alle Gesellschaftsschichten damit von Naturwissenschaften nichts zu wissen.
Mir wird schlecht!
Die Menschheit bewußt (oder aus Dummheit) in großen Teilen unwissend zu halten, und dann zu "argumentieren": Wer dumm ist, hat kein Recht, sich an Entscheidungen zu beteiligen.
So gesehen dürften ja auch die Politiker nur Handlanger der wahren Entscheidungsträger in der Industrie sein. Denn daß die i.d.R. nun auch nicht gerade Fachleute sind, ist ja mehr als offensichtlich. :->
Ich bin übrigens, ganz entgegen z.B. der Mehrheit der CDU/CSU-Politiker, ein Befürworter eines radikalen Wechsels der Schulform. Mit "Freies Lernen", "Eigenverantworteter Unterricht" und "Selbstständige Klassen" findest Du bestimmt hinreichend Material im Netz ...
Wieso darf jemand, der sich damit brüstet den elementaren Aufbau eines Wasserstoffatoms nicht zu kennen, darüber entscheiden ob wir weiterhin Atomkraft nutzen? Welche Ausage trifft ein solcher mit seiner eigenen "Meinung"?
Er trifft *seine* Entscheidung. Und jedem sei es die vornehmste Pflicht, für seine Meinung zu werben, sie zu erklären. Und wenn jemand sagt: Interessiert mich nicht, basta. Dann muß man, so man ihn umstimmen möchte, es eben so interessant machen, *daß* es ihn interessiert.
Das glaube ich dir, aber -- und dessen wirst du mir mit Sicherheit zustimmen -- da bist du die Ausnahme.
Na ja, mit Leistungskurs Mathe, Abiturkurs Chemie, sowie den Kursen Physik und Mathematik/Physik habe ich wohl schon mal wenigstens eine gewisse Grundlage, und mit der monatlichen Lektüre von Zeitschriften wie BdW, SdW, SuW und Skeptiker bin ich wohl auch populärwissenschaftlich so einigermaßen auf dem Laufenden ... ;-)
... ob ich damit die Ausnahme bin? Definiere Ausnahme. Wenn man als eine Vergleichsgruppe den typischen Big-Brother-Zuschauer heranzieht: Wahrscheinlich. Trotzdem halte ich es für möglich, daß ich einem "BB-Zuschauer" auch einen komplexeren technischen Sachverhalt so weit runterbrechen kann, daß er die Kernaussage begreift.
Zumal noch zwei zusätzliche Aspekte hinzukommen: Oft sind die Probleme so komplex, dass man sie einem Laien auch nicht mal eben so erklären kann. Zudem enthält die Beurteilung einer neuen Technologie wie eingangs beschrieben so viele Unbekannte, dass eine echte Folgenabschätzung meist selbst den Experten vorenthalten bleibt.
Tja, man kann jetzt einfach mal darüber abstimmen: "Versteh ich nicht! Also stimme ich dagegen." vs. "Versteh ich nicht! Fachleute sagen teilweise: Bringt uns Vorteile (wenigstens die kann ich nachvollziehen), teilweise aber auch: Die Vorteile sind zu wenige, gegenüber möglichen Gefahren (die ich auch verstehen kann)." vs. "Versteh ich nicht, aber die Fachleute sagen, es gibt ein Risiko, aber die Vorteile wäre so groß, wenn es klappt, und die Risiken wären nicht irreparabel."
Man *muß* halt für seine Meinung werben. Es nicht zu tun ist doch genauso als wenn ich sagen würde: Ich spare mir Geld für Polizei und Verbrechensbekämpfung wie auch -prophylaxe, und dafür bekommt jeder Bürger einen RFID-Chip mit GPS, In-Head-Funkmikro und Strichcode auf der Stirn.
Dieses elitäre Gehabe, verzeih mir den Ausdruck, kotzt mich an (auch wenn ich mich dadurch nicht persönlich angesprochen fühlen muß).
In diesem Fall (!) erhebt sich nicht die Elite zu derjenigen, sondern wird durch das Komplement hervorgebracht.
Das erinnert mich doch stark an die Probleme des Entstehens der Demokratie, als der (gebildet philosophierende) griechische Landadel seine Vormachtstellung verlor, zugunsten der nun gleichberechtigten und zahlenmäßig überlegenen "ungebildeten Banausen" (sprich: Handwerker, etc.). Da möchte man doch glatt meinen, die Menschheit wäre teilweise noch auf dem Stand von vor 2000 Jahren stehengeblieben ... =:-(
BTW: Die Greichen waren letzlich für die Demokratie, weil sie in erster Linie wohl die Schnauze gestrichen voll hatten, von den langen Kriegen, in denen der "gebildete Adel" die "ungebildete Masse" immer wieder verheizt hat.
Merke: Der (nicht nur IMHO) richtige Weg ist *niemals* "weniger Rechte für Ungebildete", sondern *immer* "mehr Bildung für alle". ===:-o
Es darf nämlich nicht vergessen werden dass es eben die nun oft erwähnte breite Masse ist, die die ständige Forderung nach einem Mehr an Lebensqualität stellt.
Mit Verlaub: Die "breite Masse" will letzlich das, was man ihr einredet. Deswegen kämpft die Industrie ja so auch verbissen darum, daß es weiter Alkohol- & Tabakwerbung geben darf, daß man noch für den ungesündesten Süßkram mit "ohne Fett" werben darf, daß die Zutaten in Lebensmitteln eben nicht umfassend und *verständlich* aufgelistet werden, anstatt sie mit Euphemismen zu verschleiern (wer weiß schon, daß im Erbeerjoghurt "natürliches Aroma" bedeutet "hat noch nie eine Erdbeere gesehen", oder "naturidentisches Aroma" bedeutet "Chemie pur", etc.).
Gruß, Cybaer
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