Ich wollte sagen: Nächstenliebe ist kein christliches Privileg. Sie ist Ausdruck des einzelnen Menschen.
Das aber nur, weil er es gelernt hat. Von anderen.
Nicht notwendiger Weise. Siehe das Beispiel Empathie und Psychopathen. Man sieht zwar mehrere Faktoren verantwortlich, aber genetische und somatische Bestimmung spielen eine wesentliche Rolle.
Wiederum hat jeder Mensch die angeborene Fähigkeit zum Erlernen einer Muttersprache, egal welcher. Deshalb würde ich in Abrede stellen, dass Empathie lediglich ein Kulturfaktor ist.
Von Natur aus würde er nicht so handeln. Jeder handelt von Natur aus eigennützig. Es sei denn du verstehst unter Nächstenliebe etwas, was dir im Endeffekt einen Vorteil verschafft. Dann meinen wir aber verschiedene Dinge.
Es ist nicht so, dass ich frei entscheiden kann, ob ich Empathie erlebe. Ob sie aber zum Ausdruck der Nächstenliebe wird, hängt davon ab, wie frei ich bin.
Und ja: Es kann für mich von Vorteil sein, das Mensch-sein anders zu erleben, als eine andauernder Zustand der Missachtung des Willens des anderen. Es kann Freude bereiten.
Ich habe dir schon gesagt: Überprüfe deine Argumente.
Worauf?
Wer die Denkweisen definiert. Psychopathen arbeiten wesentlich mit. Sie lieben es, wenn wir Menschen schubladisieren, statt sie als Menschen zu betrachten. Die Verrohung der Sichtweisen macht uns anfällig auf deren Manipulationen.
Ich würde sagen, die Nächstenliebe ist höchst menschlich, weil sie eben alle seine Triebe vor einen Konflikt stellen, und dem Menschen, statt einer mechanischen Problemlösung, eine andere Entwicklungsrichtung offeriert.
Das ist absolut untierisch. Vielleicht ist es das, was uns vom Tier unterscheidet. Aber wie sind wir denn auf einmal Mensch geworden?
Durch Errungenschaften, Nöte, den Mut und die Inspiration einzelner und vielleicht durch Glück, sofern wir es nicht zu unserem Grab gestalten.
Das Christentum ist böse. Das Judentum ist böse. Jeder ist in einer bösen Kultur verwurzelt.
Vor allem ist der Mensch böse. Je besser es ihm geht, desto böser ist er offenbar. Je mehr Macht er hat, desto mehr gebraucht er sie zum eigenen Vorteil. Wie ein Tier. (Ausnahmen bestätigen die Regel.)
Ich weiss nicht mehr, wer es gesagt hat. Wenn du einem Menschen etwas beibringen willst, dann musst du zuerst seinen Magen befriedigen. Soweit sind wir an die Natur gebunden, dass wir sie zuerst respektieren müssen.
Aber es ist nicht so, dass ein Mensch, dem es gut geht, böser ist als ein Mensch in Notdurft. Die Frage ist lediglich, wie ist er zu seiner Güte gekommen. Ist ihm die Güte geschenkt worden, ist sie also nicht in ihm selbst gewachsen, oder musste er sie durch Erleben entwickeln?
Ein Mensch, der in Wohlstand, aber Erlebnisarmut lebt, ist zufällig böse aus Unwissenheit.
Und das ist das Problem: Die meisten Menschen glauben an das Gute im Menschen. Das gibt es jedoch nicht. Der Mensch ist von Natur aus böse. Er lernt, sich gut zu benehmen. Aber nicht, weil er das will, sondern aus Angst.
Aus angst passt der Mensch sich an Erwartungen in der Gesellschaft an, aber nur deshalb, weil er sich nicht traut, in dieser etwas zu gestalten. Er ist ein Unterdrückter. Es gibt die Mechanismen in der Gesellschaft, die den Menschen formen und limitieren, weil der Staat sich vom einzelnen bedroht fühlt.
Man darf aber dennoch an das Gute im Menschen glauben, das heisst, an die Möglichkeit der graduellen Befreiung des Einzelnen.
Güte ist nicht Zustand sondern Ziel. Und Nächstenliebe darf eben zum Ziel haben, dem Menschen ein eigenes befreites Denken zuzumuten
mfg Beat
--
><o(((°> ><o(((°>
<°)))o>< ><o(((°>o
Der Valigator leibt diese Fische