Hej Mitleser,
Selbst ein HartzIV-Empfänger gehört weltweit zu den einkommensstärksten 10%.
Und Ungleichheit herrscht überall. Gleichheit zu fordern heißt Armut zu fordern.
Hast Du für die 10% einen Beleg? Ich hätte gefühlt eher noch deutlich weniger erwartet.
Nicht wirklich. Ich benutze das ehrlicherweise aus dem Bauch raus.
Es gibt Seiten wo man die Durchschnittseinkommen findet, man kann so was auch in der Wikipedia o.ä. selber zusammen suchen.
Aber mal ein Beispiel (ist im Alphabet das erste):
Afghanistan:
680 $ (2014)
700 $ (2013)
570 $ (2011)
410 $ (2010)
Klingt jetzt erst mal viel im vergleich zu HartzIV, aber zum Regelsatz kommen ja noch Wohngeld, Krankenversicherung, Ermäßigungen für eintritte, ÖPNV usw hinzu.
Außerdem muss das obige Einkommen unter Umständen für eine ganze Familie reichen. HartzIV bekommt ja jedes Familienmitglied und größere Familien haben Anspruch auf größere (teurere) Wohnungen. So kommen für eine Familie mit 4-5 Kindern (in vielen Ländern der Welt üblich) deutlich über 1.000 EUR pro Monat allein an Regelsätzen zusammen.
Das ist auch nötig und gut so. Weniger sollte niemand haben.
Aber das gilt auch für Familien in Afghanistan, sollte es zumindest.
Eine Familie in Deutschland, die von HartzIV leben muss, hat also mehr als das zehnfache von einer afghanischen Familie, in denen das Familienoberhaupt 10 Stunden am Tag schuftet. Wie komme ich jetzt auf das zenfache, könnte man fragen, wenn man nicht weiß, dass die obigen Zahlen keine Netto-Monatseinkommen sondern Brutto-Jahresgehälter sind.
Nicht davon zu reden, dass ein HartzIV-Empfänger seine Kinder kostenlos auf deutsche Schulen schicken kann, deutsche Straßen benutzen kann und in deutschen Pflegeheimen seinen Lebensabend verbringen wird.
Bei aller berechtigten Kritik an diesen Einrichtungen, sind die doch noch einen Tick besser als die entsprechende Infrastruktur in fast allen afrikanischen, südamerikanischen und vielen asiatischen Ländern.
Reichtum misst sich nicht nur an dem, was mir persönlich gehört, sondern auch an dem, was ich als Teil einer wohlhabenden Gesellschaft mitnutzen kann.
Kanalisation zum Beispiel, öffentliche Toiletten. Die Liste kann man lange weiter führen.
Ich habe Bekannte in Polen, einem Nachbarn von Deutschland, EU-Mitglied. Deutsches Durchscnittseinkommen ist ungefähr 3.000 Brutto, ein polnisches etwa 900,-. Meine Bekannten leben im Nordosten, da haben die Menschen noch deutlich weniger.
Ein Einkommen alleine ernährt da keine Familie. Mitten in Europa. In der EU.
Ob wirklich genau 90% der Weltbevölkerung weniger hat als ein deutscher HartzIV-Empfänger, kann ich nicht genau sagen. Aber wenn man bedenkt, dass allein 1.4 Milliarden Chinesen (7.380 $ brutto pro Jahr) und ähnlich viele Inder (1.610 $ brutto pro Jahr) schon 40% der weltbevölkerung stellen, kommen die anderen 50% vermutlich auch noch zusammen. Die ärmeren Länder sind ja tendenziell bevölkerungsreicher.
Deutschland steht auf Platz 17 der einkommensstärksten Bewohner. Davor sind viele kleine Länder wie Schweiz, Monaco, Lichtenstein, Kuwait, Niederlande, Dänemark… in denen nicht sonderlich viele Menschen leben.
Angesichts dieser Tatsache scheinen mir die 90% ganz gut geschätzt. Es ändert aber an der Aussage wenig, wenn "nur" 85% oder sogar 91% der Weltbevölkerung weniger haben als HartzIV-Empfänger. Wie gesagt nicht vergessen: dass ein Arbeitsloser in anderen Ländern (z.B. Ukraine) seine Medikamente und Arztrechnung komplett selber bezahlen muss - auch wenn er keine Arbeit hat.
Daher geht ein nicht unerheblicher Anteil der Gelder von anständigen Menschen dafür drauf, Verwandten und Bekannten in Not zu helfen. Darf man auch nicht vergessen.
Leider tun wir das aber doch dauernd: wir denken selten daran, wie gut es uns geht und sind viel zu wenig dankbar dafür und viel zu wenig freigiebig, wenn wir von unserem unverdienten Reichtum abgeben sollen. Statt dessen glauben wir ein Recht darauf zu haben und womöglich noch mehr zu verdienen.
Wieso sollte ein Afrikaner, der seine Gesundheit ruiniert, um uns Lithium zu besorgen, weniger verdienen, als ein ITler in einem klimatisierten Büro an einem ergonomischen Arbeitsplatz?
Mir fällt kein einziger Grund ein.
Ein wenig mehr Demut und Bescheidenheit täte uns allen gut!
Dennoch: der Wunsch nach Profit treibt den Wohlstand an. Unseren ebenso wie den bescheidenen des afrikanischen Arbeiters, der ohne unseren Bedarf an Lithium womöglich verhungern würde.
Dass das ungerecht ist, weiß ich auch. Eine Lösung habe ich dennoch nicht.
Emil/PL wünscht sich selber nicht seinen Lebensabend in einem Malaria-verseuchten afrikanischen Land zu verbringen, in dem Ebola grassiert.
So lange er dazu nicht bereit ist, ist sein Gequatsche vom bösen Profit und Produktionsgütrn und was weiß ich noch für Thesen aus einer längst vergangenen Zeit für Blabla.
Kein Reicher wünscht sich Gerechtigkeit. Jeder wünscht sich ein bequemes, sorgenfreies Leben. Das geht auf Kosten anderer. Immer. Und es ist nicht nur besonders fiesen Menschen eigen, sondern das ahben wir alle in uns.
Auch ein Afrikaner will seinen Reichtum genießen, wenn er ihn hat. Und er hat genauso wenig und genau so viel recht dazu, wie wir alle.
Marc
--
Ceterum censeo Google esse delendam