Lieber Robert,
Das ist auch nicht der Anspruch, denn wir reden hier ja nicht nur von geschlechterneutraler, sondern auch geschlechtergerechter Sprache.
der Unterschied zwischen geschlechterneutraler und geschlechtergerechter Sprache ist mir nicht klar. Ist Neutralität nicht der Zustand größter Gerechtigkeit? Und wenn nicht, warum sollte Neutralität dann überhaupt ein Ziel oder Wunsch sein?
Ich habe beobachten können, dass Neutralität mit Gerechtigkeit in der Regel nichts zu tun hat. Gerechtigkeit muss sich sehr für die jeweiligen Details auf beiden Seiten interessieren, um ihnen gerecht werden zu können. Eine geschlechterneutrale Sprache ignoriert diese Unterschiede völlig. Ob das wirklich zielführend ist, will ich nicht so schnell einsehen.
Chancengleichheit und Gleichbehandlung fällt mir da als Analogie ein. Wenn ein Sportlehrer die Leistungen im Kugelstoßen bei Jungs und Mädchen gleichbehandelnd wertet, sollten die Jungs aufgrund ihrer statistisch höheren Körperkraft einen Wertungsvorteil haben. Eine Neutralität würde hier die Geschlechterzugehörigkeit ausblenden und alle Ergebnisse gleich behandeln. Will man dagegen die Chancengleichheit erreichen, müssen die Mädchen nach einer andere Werteskala beurteilt werden, die ihre Geschlechterzugehörigkeit eben gerade nicht ignoriert.
Und wenn sich nun ein Kind als non-binary outet, wie möchtest Du, dass es bewertet wird? Was wäre da "gerecht"? Wäre eine "neutrale" Benotung gerecht? Es ist nicht so einfach.
Ein Mensch ist in erster Linie ein Mensch, vielleicht hilft das weiter.
Das ist uns allen sicherlich schon vor dieser Diskussion längst klar gewesen. Warum führst Du es hier noch einmal auf?
Liebe Grüße
Felix Riesterer