Aloha ;)
Es gibt wiederverwertbare Hygieneartikel. Diese sind auf Dauer extrem günstig und entsprechend wenig Steuern fallen an. Je mehr man zahlt, desto bequemer wird die Anwendung bis hin zu Tampons mit applikator.
Ja, das mag wohl sein. Und wie viele Frauen kennst du, die sowas verwenden oder verwenden wollen? Ich kenne keine einzige. Alle, deren Gewohnheiten in dieser Frage ich entweder kenne oder aus Gründen einschätzen kann, verwenden Wegwerfprodukte.
Jede darf sich für die teuerste oder günstigste Variante entscheiden. Und auch hier wird sehr oft die Steuerlast auch vom womöglich männlichen Partner mitgetragen.
Der Partner, der die Steuerlast mitträgt, ist nicht wirklich ein starkes Argument. Erstens ist das gemeinsame Wirtschaften heute schon lange kein Standardmodell mehr, zweitens sollte sich die Frage, ob Frauen in diesem Punkt eine erhöhte Steuerlast tragen, nicht danach richten, ob sie sich in einer Beziehung mit gemeinsamem Wirtschaften befinden oder nicht.
Es geht ja auch nicht darum, dass die Kosten insgesamt untragbar wären. Wie du schreibst: Jeder kann sich für Varianten aller Preisklassen entscheiden. Der springende Punkt ist ja nach wie vor nicht der Preis der Artikel an sich (deshalb zieht auch das Gleichbezahlungsargument nicht so gut), sondern der Umstand, dass zu diesem Preis auch noch eine staatliche Steuerlast dazukommt, die nur von Frauen erhoben wird und bei Männern kein Pendant kennt.
Das stimmt. Es gibt aber Artikel, die nur Menschen mit Behinderungen benötigen. Die haben alle Benachteiligungen, die Frauen haben. Nur in größerem Umfang.
Das ist richtig. Aber wie bei kranken Menschen tritt dieser Zustand aufgrund individueller Veranlagungen oder Ereignisse ein und betrifft nicht ein ganzes Geschlecht, ohne, dass es beim anderen Geschlecht etwas ähnliches gibt.
Natürlich könnten wir auch darüber sprechen, Artikel, die nur von Menschen mit Behinderungen gebraucht werden, von der MwSt auszunehmen, nur werden Menschen mit Behinderungen und kranke Menschen bereits durch die Allgemeinheit eben aufgrund ihrer Behinderung/Krankheit und des dadurch entstehenden Mehrbedarfs finanziell unterstützt. Die Allgemeinheit der Frauen wird bei ihrem Mehrbedarf aufgrund ihres Geschlechts nicht finanziell unterstützt und als würde das nicht reichen, dann auch noch durch staatliche Besteuerung dieser zusätzlich benötigter Artikel zur Kasse gebeten.
Die Frage, zu der ich mir versuche eine Meinung zu bilden, lautet: sollte der Staat einer Gruppe von Menschen durch den Verzicht auf die Mehrwertsteuer helfen, sich benötigte Produkte zuzulegen.
Nicht so pauschal, Nein. Oder zumindest ist das eine zwar verwandte, aber doch so anders gelagerte Frage, dass man darüber unter anderen Gesichtspunkten diskutieren muss.
Einer beliebigen Menschengruppe mit speziellen Bedürfnissen kann jeder angehören, oder auch im Laufe seines Lebens dazukommen oder sie verlassen, manchmal freiwillig, manchmal unfreiwillig, und gerade bei den Menschengruppen, die einen besonderen finanziellen Bedarf unfreiwillig erleiden, wird durch den Sozialstaat ja sowieso ein Teil der Ausgaben getragen; die erhobene Mehrwertsteuer wandert quasi sofort wieder zurück.
Der Bedarf für Damenhygieneartikel entsteht aber einfach schon mit dem Besitz funktionsfähiger weiblicher Geschlechtsorgane und ist ohne sehr tiefgreifende Eingriffe auch für die knappe Hälfte der Lebensdauer nicht zu ändern.
Um das noch ein wenig weiter zu illustrieren: Ein männlicher Rollstuhlfahrer hat Mehrbedarf aufgrund seiner Behinderung. Eine weibliche Rollstuhlfahrerin hat denselben Mehrbedarf, und den für die Damenhygieneartikel noch obendrauf. Das lässt sich über alle oben referenzierten Menschengruppen so zusammentragen - egal wie sind es die Frauen, die immer noch zusätzlich zum Bedarf ihrer männlichen Schicksalsgenossen Tampons, Binden und ähnliches benötigen.
Ich denke man sieht, dass es sich zwar um ähnliche Fragestellungen, aber ganz andere Rahmenbedingungen und auch im Kern der Sache um etwas anderes handelt.
Interessante Frage.
Ja. Als ich die Forderung zum ersten Mal gelesen habe, war ich als Mann auch erstmal ungläubig und dachte, das sei wieder so ein dahergesponnener Feministentraum. Erst beim drüber nachdenken habe ich festgestellt, wie berechtigt die Forderung eigentlich ist. Es handelt sich wirklich um keine einfach intuitiv zu beantwortende Frage.
Grüße,
RIDER