Taegelchen zusammen,
»» Fangen wir bei der Wehrpflicht an: Die Tatsache an sich, dass es »» ueberhaupt eine Wehrpflicht gibt, ist in meinen Augen ungerecht und »» sie wuerde niemals gerechter davon, dass Frauen dann auch dazu »» verpflichtet wuerden, "dem Vaterland zu dienen" - sei es nun als »» Soldatin oder als Zivine.
ACK.
»» Ich fand eigentlich schon immer, dass jede/r fuer sich entscheiden »» sollte und muss, ob und in welcher Form er/sie bereit ist, Zeit »» und - im Ernstfall sein/ihr Leben - dem Gemeinwohl zu opfern. Das »» ist das eine.
Full ACK. Es ist echt eine Schweinerei, dazu zu zwingen. Wenn es auf freiwilliger Basis waere, wuerde ich so ein Jahr sofort einlegen. Ich bin ueberzeugt davon, dass wir sowas brauchen. Aber die Menschen zu zwingen ist falsch, es verstoesst gegen jegliche Grundsaetze, an die ich glaube:
Eine erzwungene 'gute Tat' ist keine gute Tat mehr. Die vom Staat garantierte Freiheit wird beschnitten.
Das ist wirklich schizophren. Im GG steht, dass der Staat diese Rechte schuetzen und durchsetzen muss. Aber Wehrdienst gibt es trotzdem.
Nun, ich koennte noch mehr Punkte auffuehren, lasse es aber, weil es a) am Thema vorbei fuehrt und b) nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat.
»» Das naechste ist die Tatsache, dass die Herren, die die Wehrpflicht »» festgeschrieben haben, Frauen von dieser Pflicht ausgenommen haben, »» weil Frauen ja Kinder kriegen und somit fuer das »» Bevoelkerungswachstum sorgen;
Was in meinen Augen nun wirklich eine Diskriminierung ist. Und zwar eine Diskriminierung der Frauen.
»» abgesehen davon waren diejenigen Herren, die das so festgelegt haben, »» ja noch in dem Sinne erzogen, dass eine Frau gefaelligst zu Heim »» und Herd gehoert. Das ist tatsaechlich eine Diskriminierung. »» Wessen, ist Standpunktsache. Sucht's euch aus. Auf jeden Fall werden »» in diesem Fall Menschen aufgrund ihres Geschlechts unterschiedlich »» behandelt und das duerfte aufgrund der »» Gleichberechtigungsgesetzgebung nicht sein. Also stimmt »» prinzipiell der Ansatz: das ist tatsaechlich eine himmelschreiende »» Ungerechtigkeit.
Full ACK.
»» Was mich stoert, ist, dass die Begruendung dieser Diskriminierung »» in dieser Art und Weise oft genug den Frauen in die Schuhe geschoben »» wird - und das, weil's grade so schoen passt, noch mit ein paar »» Allgemeinplaetzen als Zusatz, die eigentlich der Vergangenheit »» angehoeren sollten.
Inwiefern?
»» Hier geht's um die Kindheit - aber mit dem Stand der Ehefrau und Mutter »» sieht's nicht besser aus, glaubt es mir. Jeder, der am Wege steht und »» sieht, dass ich zwei wirklich goldige, suesse, liebe Soehne habe und »» einen mir in ehrlicher Liebe zugetanen Mann, tut, als muesste ich »» pausenlos vor Glueck zerspringen.
Nun, ich kann das nicht so ganz nachvollziehen, sorry. Ich bin wohl in einem komplett anderen Umfeld aufgewachsen: wir waren daheim 8 Kinder. Es war normal, das meine Mutter oft genervt oder gestresst war und eine dementsprechende Laune hatte. Genauso normal war es, dass die Arbeit geteilt wurde. Aus unserer (der Kinder Sicht) natuerlich ungerecht ('Immer muss ich alles machen!'), aber das ist nun wirklich normal ;-) Damit wird wohl jedes Elternpaar auf der Welt zu kaempfen haben. Haeufig war es auch so, dass Mutter abends auf dem Sofa lag und uns Kinder 'herumkommandierte' - sprich, wir wurden laufen geschickt oder haben die Geschwister ins Bett gemacht. Das wurde von Vater natuerlich unterstuetzt (der ueberigens seinen Teil durchaus auch arbeitete).
So war es auch in vielen anderen Familien, die ich aus meinem Umkreis kenne, teilweise noch extremer. Nie hat jemand meine Mutter (oder meinen Vater) komisch angeschaut, wenn sie so (re)agierte. Es war das normalste der Welt.
Von daher nimm es mir bitte nicht uebel, wenn ich sage, ich kann das nicht nachempfinden. Denn ich kann es wirklich nicht.
»» Und wehe, wenn ich mal zu muede oder auch einfach zu faul bin, »» meinen Kindern einen Saft zu holen oder ein Butterbrot zu machen! »» Wenn meine lieben Mitmenschen mitbekommen, dass ich meinen Mann um »» so etwas bitte, heisst es gleich: "Ja, wieso denn? Du bist doch »» die Mutter!" Und das im 21. Jahrhundert, Freunde.
Bitte was? Bei uns mussten wir uns das selber machen, die Aelteren fuer die Juengeren (oder auch nicht ;-). Meine Mutter hat sowas eigentlich sehr selten gemacht -- IMHO zurecht, denn sie hatte auch genug anderes um die Ohren.
»» Darueber, dass eine Schwangerschaft nicht gerade ein »» Zuckerschlecken ist, wird nicht geredet. Darueber, dass so manch »» eine Frau merkwuerdig reagiert, wenn sie schwanger ist, umso mehr. »» Ich, beispielsweise, kriegte waehrend beider Schwangerschaften das »» Wuergen, wenn ich mich einer Fleischtheke nur auf zehn Meter naeherte; »» ebenso, wenn irgendjemand mit Butterschmalz kochte. Und von »» Zigarrettenrauch wurde mir auch kotzuebel, obwohl ich "im »» Normalzustand" durchaus rauch(t)e. Die Kommentare meiner lieben »» Mitmenschen waren nicht von schlechten Eltern. "Stell' dich nicht »» so an, du bist schwanger und nicht krank!" war da das mildeste.
Solche Leute, die sowas sagen, werden bei uns systematisch ausgegrenzt. Soetwas ist bei uns geaechtet; in einer Art Selbstjustiz werden solche Leute im Grunde erzogen. Teilweise werden sie auch einfach in Grund und Boden diskutiert, ich kann mich an einige sehr lange Diskussionen erinnern.
»» Es spricht auch niemand darueber, dass - gerade in Deutschland - »» Muetter mit Saeuglingen und kleinen Kindern von jetzt auf gleich »» in ihrem sozialen Umfeld tatsaechlich ziemlich eingeschraenkt sind. »» Wenn Bekannte zu Besuch kommen, reagieren sie ebenso genervt auf »» Kindergequengel wie die Gaeste eines Restaurants, das man besucht. »» Dann kriegt mutter erst mal Unfaehigkeit nachgesagt. Denn sie kann »» ja ihr Kind nicht zur Ruhe bringen. Was bleibt, sind »» Muettergemeinschaften, Krabbelstuben, Kinderturnen und aehnliche »» Vergnuegen. Es vergehen tatsaechlich einige Jahre, bis mutter »» wieder unter Leute gehen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Da war meine Mutter (und auch die Bekannten) gnadenlos. Wenn das Kind geschriehen hat, dann hat es eben geschriehen -- da konnte die Mutter nichts fuer. Einzige (IMHO verstaendliche Ausnahme) war die Kirche.
»» Noch netter haben es diejenigen Frauen, die keine Kinder bekommen »» koennen oder wollen. Witzigerweise sehen diese sich einem enormen »» sozialen Druck ausgesetzt; haeufig sind's die Eltern, die Enkelchen »» einfordern, auch Freunde und Geschwister schildern die Freuden des »» Mutterdaseins in den schillerndsten Farben. Oft genug hoeren kinderlose »» Frauen Sprueche wie "Jaaa, du kannst dir ja so ein Auto/so einen »» Urlaub/so ein Haus leisten - ihr habt ja keine Kinder!". Und »» das selbstverstaendlich mit dem entsprechenden leicht »» vorwurfsvollen Unterton.
Wenn das jemand meiner zukuenftigen Frau jemals vorwerfen sollte, wird er sehr, sehr lange Diskussionen mit uns fuehren muessen ;-)
»» Ich sage das alles jetzt uebrigens nicht, weil ich etwa mich unwohl »» fuehlte mit dem Leben, das ich habe. Ich weiss meine Kinder und auch »» meinen Mann durchaus zu schaetzen, so ist es nicht. Es macht mir auch »» nichts weiter aus, zuhause zu bleiben und meinen Mann die Kohle »» 'ranschaffen zu lassen. Was mich aber aergert, ist, dass von mir »» erwartet wird, dass ich mein Leben deshalb als Schlaraffenland »» betrachten soll. Dass ich die Hausarbeit, die ich tue, als Mittelding »» zwischen Freizeitbeschaeftigung und sportlicher Betaetigung betrachten soll. Dass ich mir nicht anmerken lassen, geschweige denn sagen darf, dass meine Kinder mir den letzten Nerv rauben oder dass es mir zuviel ist, den ganzen Tag nur und ausschliesslich im Dienst der Familie zu verbringen. Dass ich es wage, auch noch andere Interessen zu haben, wird sowieso von meinem sozialen Umfeld als Unverschaemtheit betrachtet. Und, verlasst euch drauf, ich bin da bestimmt nicht die einzige.
Nun, das ist natuerlich nicht richtig.
»» Und deshalb reagiere ich extrem genervt, wenn ich mir mal wieder »» anhoeren darf, dass maennliche Wesen sich beschweren, weil ich aufgrund »» der biologischen Faehigkeit, Kinder zu bekommen mal den einen oder »» anderen Vorteil davon habe. Es ist schoen, eine Familie zu haben. Sogar »» wunderschoen. Aber es hat Nachteile, ebenso wie das staendige Gerenne »» um's liebe Geld Vor- und Nachteile hat.
Nunja, das kann man IMHO so nicht dazuzaehlen. Der Wehrdienst ist nun wirklich eine schreiende Ungerechtigkeit. Das hat nichts mehr mit durch die Natur gegebene Vor- oder Nachteile zu tun.
»» Ich denke, wir sind alle gleichmaessig "arm dran" - nur eben auf »» unterschiedliche Weise. Aber spaetestens dann, wenn eine/r aus dem »» festgefuegten "Rollenspiel", das - Gesetze hin oder her - uns allen »» durch die Gesellschaft aufgepraegt wird, rauswill, und wenn's nur »» teil- oder zeitweise ist, wird's eng. Das ist naemlich gesellschaftlich »» einfach nicht vorgesehen und wird von denen, die die "Spielregeln" »» befolgen, mit Verachtung und ueblen Kommentaren geahndet. Ich kann »» euch die Hausfrauenstory bieten. Vielleicht kommt ja noch die »» Hausmaennerstory, die Karrierefrauenstorry, die »» Karrieremaennerstory - wenn ihr Glueck habt, kommt vielleicht sogar »» noch die Schwulen- oder Lesbenstory. Jeder, der sich nicht mit dem »» Einheitsleben zufriedengibt, das er vorgesetzt bekommt und sich wehrt, »» kassiert einen Anschiss von denen, die eigentlich auch nach ihrer »» Façon gluecklich werden moechten, sich dem Druck von aussen »» aber beugen. Und das ist, denke ich, das eigentliche Problem. Wir »» brauchen wohl weniger gleiches Recht fuer alle als vielmehr Toleranz »» gegenueber allen.
Und das versuche ich zu leben. Offen nach allen Seiten zu sein und jeden Menschen so leben zu lassen, wie er es moechte. Und deshalb verachte und verabscheue ich auch den Wehrdienst.
Wenn jemand das freiwillig machen will - gut, ok. Bitte sehr, ihm soll die Moeglichkeit gegeben werden. Ich bin sicher, dass es ihm auf seinem weiteren Weg Vorteile verschaffen wird (soziales Engagement wird immer gern gesehen). Aber bitte nicht zwingen!
Als fazit koennte man sagen, dass beide Seiten (falls man hier von Seiten reden kann, ich wuerde es nicht tun) diskriminiert werden.
Gruesse, CK
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