Hallo, Christian,
Eine erzwungene 'gute Tat' ist keine gute Tat mehr.
Die vom Staat garantierte Freiheit wird beschnitten.
Wobei ich allerdings hier die gute Tat im Wehrdienst nicht sehe. Zivildienst ist sicher etwas anderes - aber der ist ja, das wurde auch schon gesagt, ein Ersatzdienst. Frei nach dem Motto: Wenn du schon dein Vaterland nicht verteidigen willst, tu' wenigstens was für die Gesellschaft.
Die eigentliche Absicht, die dahinter steht, war ja, einen Ausgleich zu schaffen. Denn es ist tatsächlich nicht recht, Leute zum Wehrdienst zu zwingen, wenn sie diesen mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können. Damit aber die Leute die mit einem solchen Gewissen geschlagen sind, nicht den Vorteil des Nichts-tun-brauchen geniessen können, gibt es den Zivildienst, der, wenn ich das recht in Erinnerung habe, eigentlich "Wehrersatzdienst" heisst.
Unter dem Aspekt ist der Zivildienst an sich eine durchaus gerechte Angelegenheit (wobei es diskussionswürdig ist, ob es was mit Gerechtigkeit zu tun hat, dass der Zeitraum länger ist - ich finde: nein, bestimmt nicht). Das macht die Tatsache, dass eine ganze Bevölkerungsgruppe nur aufgrund ihrer biologischen Beschaffenheit per Gesetz dazu verpflichtet ist, eine gewisse Zeitspanne ihres Lebens der Gesellschaft zu opfern, bestimmt nicht gerechter und die Tatsache, dass Frauen lange Zeit nicht nur nicht zur Teilnahme verpflichtet, sondern eben davon ausgeschlossen waren, weil sie dem Staate durch's Kinderkriegen "dienen", mit Sicherheit nicht weniger diskriminierend.
Was mich stoert, ist, dass die Begruendung dieser Diskriminierung
in dieser Art und Weise oft genug den Frauen in die Schuhe geschoben
wird - und das, weil's grade so schoen passt, noch mit ein paar
Allgemeinplaetzen als Zusatz, die eigentlich der Vergangenheit
angehoeren sollten.
Inwiefern?
Siehe unten (in meinem Vorposting). Frauen haben's ja soooo gut, weil
- sie den ganzen Tag "nur" den Haushalt machen müssen (das ist ja keine richtige Arbeit)
- sie den ganzen Tag mit ihren Kindern spielen dürfen
- sie alles gekauft kriegen, was sie haben wollen
blablabla...; ich habe mir das Zuhören bei sowas abgewöhnt - sonst würde ich wohl irgendwann doch arg verbiestert, und das will ich nicht.
Nun, ich kann das nicht so ganz nachvollziehen, sorry.
Du sollst auch gar nichts nachvollziehen. Was du beschreibst, ist die Situation _innerhalb_ der Familie. Da sieht's hier auch anders aus. Selbstverständlich hilft mir mein Mann. Natürlich tobt er mit den Kindern am Wochenende zum Schwimmen oder in den Zoo, klar. Logisch habe ich Unterstützung von innen her. Der Druck kommt von aussen, da liegt der Hase im Pfeffer. Wenn wir eben mehr oder wenige öffentliche Lokalitäten aufsuchen wie zum Beispiel ein Restaurant oder wenn wir mit Bekannten zusammensitzen. Wenn ich bei solchen Gelegenheiten meinen Mann bitte, mal eben zu gucken, was die Kinder machen oder dem ihm am nächsten sitzenden Kind das Fleisch kleinzuschneiden oder mit einem der Kinder auf's Klo zu gehen - da kriege ich dann gerunzelte Stirnen und zusammengezogene Augenbrauen zu sehen - und oft genug auch zu hören, dass _ich_ die Mutter bin und nicht mein Mann. Nicht von meinem Mann und auch nicht von meinen Kindern, nein: Von den lieben Verwandten und Bekannten.
Von daher nimm es mir bitte nicht uebel, wenn ich sage, ich kann das
nicht nachempfinden. Denn ich kann es wirklich nicht.
Iwo, wie werd' ich denn. Und ich hoffe stark, dass du das auch nie wirst nachempfinden können - das wäre nämlich ein deutliches Zeichen dafür, dass sich in den Köpfen der Menschen mal was bewegt. *s*
Bitte was?
Bei uns mussten wir uns das selber machen, die Aelteren fuer die
Juengeren (oder auch nicht ;-). Meine Mutter hat sowas eigentlich
sehr selten gemacht -- IMHO zurecht, denn sie hatte auch genug
anderes um die Ohren.
Ich hab' ja nur die zwei, und die sind auch nur 2 2/3 Jahre auseinander. Da war dann doch etwas Brotschmierarbeit, die ich selbst zu leisten hatte. ;o)
Inzwischen ist das sicher was anderes.
Solche Leute, die sowas sagen, werden bei uns systematisch ausgegrenzt.
Weiter so!
Soetwas ist bei uns geaechtet; in einer Art Selbstjustiz werden solche
Leute im Grunde erzogen.
Teilweise werden sie auch einfach in Grund und Boden diskutiert, ich
kann mich an einige _sehr_ lange Diskussionen erinnern.
*G* Wenn du einfach nur noch weg willst, weil dir schlicht zum Kotzen ist, legst du keinen Wert mehr darauf, Diskussionen zu führen und noch viel weniger darauf, dass jemand anders an deiner Statt diskutiert, glaub's mir.
Da war meine Mutter (und auch die Bekannten) gnadenlos. Wenn das Kind
geschriehen hat, dann hat es eben geschriehen -- da konnte die Mutter
nichts fuer. Einzige (IMHO verstaendliche Ausnahme) war die Kirche.
Och, ich schon auch. Allerdings habe ich Situationen vermieden, in denen ich gnadenlos werden musste - gnadenlos zu sein macht nämlich nicht gerade Freude. Da schleicht sich's dann ein, dass du der Notwendigkeit aus dem Weg gehst; irgendwann stellst du fest, dass du dich im "Mütterghetto" befindest und fragst dich, wie das nun wieder kommen konnte.
Inzwischen sind meine Kinderlein aber so gross, dass sie nicht mehr ohne für im Raum anwesende Erwachsene ersichtlichen Grund losheulen - da wird's dann leichter.
Wenn das jemand meiner zukuenftigen Frau jemals vorwerfen sollte, wird
er sehr, sehr lange Diskussionen mit uns fuehren muessen ;-)
Sollte deine zukünftige Frau tatsächlich keine Kinder bekommen wollen oder können, wird sie die Sprüche zu hören bekommen. Ihr könnt das dann sicher mit den Leuten durchdiskutieren; aber der "Neidfaktor" bleibt, den kann man nicht wegdiskutieren. Kinderlose Ehepaare haben ganz einfach mehr Geld, können sich andere Sachen leisten und tun das auch - warum sollten sie auch nicht? Für die, die Kinder haben, die das, was ich erzählt habe, durchaus mitmachen dürfen und _auch_ gern ein zweites Auto, einen schönen Urlaub, ein nett eingerichtetes Eigenheim etc.etc.etc. haben möchten, ist das allerdings schwer zu ertragen. Da hilft die schönste Diskussion nichts.
Und deshalb reagiere ich extrem genervt, wenn ich mir mal wieder
anhoeren darf, dass maennliche Wesen sich beschweren, weil ich aufgrund
der biologischen Faehigkeit, Kinder zu bekommen mal den einen oder
anderen Vorteil davon habe. Es _ist_ schoen, eine Familie zu haben. Sogar
wunderschoen. Aber es hat Nachteile, ebenso wie das staendige Gerenne
um's liebe Geld Vor- und Nachteile hat.
Nunja, _das_ kann man IMHO so nicht dazuzaehlen.
Ich hatte ja den "Rundumschlag" versucht - will heissen, mir ging's hier, an diesem speziellen Punkt, um die berufliche Karriere, die trotz Gleichberechtigung nach wie vor in vielen Fällen den Männern vorbehalten bleibt. Was ich vom Wehrdienst halte, habe ich ja eingangs geschrieben.
Als fazit koennte man sagen, dass beide Seiten (falls man hier von
Seiten reden kann, ich wuerde es nicht tun) diskriminiert werden.
Sagen wir's mal so: Jeder hat sein eigenes kleines bisschen Diskriminierung mit sich 'rumzuschleppen. Vielleicht täte es besser, wenn wir uns angewöhnten, die Diskriminierung anderer Menschen zu sehen, anstatt uns über unsere eigene zu beklagen. Irgendwann hat da mal einer gesagt: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." - Ob wir jetzt wohl einen Zipfel der Aussage, die da drinsteckt, erwischt haben?
File Griese,
Stonie