Moin
Re-moin,
Wehrpflicht ist dem Grunde nach ein gute Sache. Die Armee kann nicht so schnell, wie das in einer Berufsarmee passieren kann, eine eigenständiges Leben "in sich" entwickeln. Und im Falle eine Krieges sind halt viele Eltern, Geschwister, Großeltern emotional betroffen. Das wirkt sozusagen friedenserhaltend.
Naja, die können nicht soviel ausrichten, wenn die Regierung sich entschließt in den Krieg zu ziehen.
Wichtig ist natürlich das Recht auf Kriegsdienstverweigerung.
Und ob es ein erstrebenswertes Recht für Frauen sein sollte, auch das lizensierte töten (darum geht es im wesentlichen bei der Armee, denn würde der Feind (Angreifer) freiwillig mitmachen oder sich bestimmten Regeln beugen, dann würde eine polizeiähnliche Truppe (mit Wasserwerfer incl. Reizgas für schwerwiegende Fälle), Gummiknüppel, Walkie-Talkie und für jeden Dritten eine Pistole) oder ein Gruppe von Roadies ausreichen) verpflichtend mitmachen zu müssen, sollen die Frauen bitte selbst beurteilen. Ich jedenfalls fühle mich nicht benachteiligt oder unwohl, wenn nur Männer mich vor den Dänen (das sind meiner Meinung nach die einzigen, die freiwillig in Schleswig-Holstein einmarschieren würden - aber da hätte ich eigentlich auch keine Angst vor, weil Bierdosen zur Verteidigung ausreichen sollten) schützen müssen. Und mal im Ernst: Frauen werden in unserer Gesellschaft an so vielen Ecken und Kanten offen oder verdeckt benachteiligt, da hört es sich ziemlich lächerlich an, das ausgerechnet der verpflichtende Gang zur Armee den Durchbruch bringen soll.
Es mag sein, dass du dich nicht benachteiligt fühlst, aber du bist es. Auch wenn Frauen sicher manchmal noch benachteiligt sind, haben sie zumindest die gleichen Rechte wie die Männer vor dem Gesetz. Aber nicht die gleichen Pflichten. Und das ist ja genauso ungerecht und falsch. (Wie ich bereits sagte ist der Wehrpflichtsartikel im GG ein Widerspruch zum 3. Artikel).
Schlimmer ist für mich übrigens die Frage der Wehrgerechtigkeit. Wenn nicht mehr jeder gezogen wird (aber alle die verweigern, Dienst leisten müssen), dann hinkt das ganze System. Dann gibt es nämlich schon eine nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung der Männer, die meines Erachtens auch verfassungsrechtlich relevant ist.
Das stimmt, am besten wäre wohl doch die Abschaffung der Wehrpflicht.
Und wenn schon Wehrpflicht, dann bitte auch 2 Jahre oder so. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass ein schlappes Jahr Düsenjäger ausbeulen und Waldlauf und Biwak und Kantinenessen ausreichen sollen, um ein so verantwortliches Handeln wie das grundgesetzkonforme Töten zu lernen (zum Vergleich: Polizisten brauchen dafür drei Jahre - ich gebe aber zu, dass die dabei auch mehr Regeln beachten müssen), dann glaub ich auch nicht mehr an Sinnhaftigkeit des Ganzen.
Wie du schon gesagt hast, ist natürlich die Chance tatsächlich in den Krieg ziehen zu müssen recht gering. Außer vielleicht gegen Österreich ;-)
Und was den Beschluss angeht, in den Krieg zu ziehen (Bundestag stellt bereit, Regierung setzt in diesem Rahmen um), da würde ich übrigens doch gern mal eine Volksabstimmmung sehen wollen. Hier in Sh kann man wegen jedem Scheiß (Bürgermeister abwählen, Kunstwerk in der Einkaufzone, Flughafenerweiterung) ein Volksabstimmung machen. Aber wenns in einen bestimmten Krieg geht, dann nicht?
Das Problem der Volksabstimmungen ist halt, dass das einfache Volk sich für vieles nicht interessiert und über vieles auch nicht informiert ist. Außerdem gibt es auch ein recht großes Manipulationspotential.
Und was den "Dienst für den Staat" angeht: Damit hat der Grundwehrdienst nun überhaupt nichts zu tun. Dienst für den Staat bzw. die Gesellschaft müsste man anders und breiter einfordern. Und sicherlich nicht als Pflicht, deren Umgehung strafrechtlich verfolgt wird sondern als Bürgerpflicht, als etwa gelebtes, was aus dem innernen kommt. Da sehe ich Elternhäuser und nicht den Staat in der Pflicht. Also nicht so ein Kennedygeschwätz von wegen "nicht darüber lamentieren, was der Staat für einen tun könne, sondern man selbst für den Staat". Das ist nämlich konservatives obrigkeitsstaatliches Gerede, das nur dazu beitragen sollte, das alles so bleibt wie es ist, sondern eher ein Martin Luther "I have a Dream" oder ein Willy Brandt "Demokratie wagen".
Der intelligente Egoist wird keine Dienste leisten, wenn er nicht muss.
VG
Erik