Hi LanX!,
Oder wollt ihr in den Staaten verprügelt werden, weil in der deutschen Titanic Bush offen als Arschloch bezeichnet wird?
Zum Vergleich hat ja at schon etwas gebracht, angesichts Deines verständlichen Ärgers frage ich Dich allerdings auch mal nach einer Perspektive, da Deine Aussagen wenig Kompromissmöglichkeiten eröffnen. Setzt Du auf Konfrontation? Wie sollte die Deiner Meinung nach aussehen?
Ich habe nicht die geringsten Sympathien für religiöse Fundamentalisten aller Art und auch nicht für die Zensur satirischer oder sonstiger Religionskritik. Aber auch wenn man daran festhalten will, stellt sich doch die Frage nach Handlungsmöglihckeiten jenseits von Krieg und Konfrontation.
Wenn man solche Lösungsmöglichkeiten entwickeln will, muss man meiner Meinung nach auch die Rolle des Westens und anderer politischer Kräfte genauer unter die Lupe nehmen.
Wer liefert die Waffen? Wer unterstützt die Diktatoren? Was steht einer gezielten Integrationsstrategie hier in Europa entgegen? Wie kann man den Islamisten unter den Einwanderern den Boden für ihre Arbeit entziehen? Wie kann man demokratische Entwicklungen in muslimischen Ländern fördern? Wieso hat man so lange die gezielte Arbeit der Islamisten geduldet, obwohl viele Experten gewarnt hatten?
Ein Kernproblem der westlichen Politik scheint mir dabei die Prinzipienlosigkeit zu sein. Warum war, als man man in Persien die Mordaufforderung gegen Salman Rushdie formuliert hat, nicht spätestens klar, dass man es im Iran mit einer faschistischen Diktatur zu tun hat? Musste man unbedingt weiter Geschäfte mit den Mullahs machen? Was ist von den Partnern Saudi-Arabien und Pakistan zu halten? Sind nicht diese Bündnispartner viel stärker in die Förderung des Terrors involviert als das angefeindete Syrien?
Auch im Irak präsentieren sich die USA zutiefst unglaubwürdig. Wie will man so je die Akzeptanz für westliche Perspektiven erreichen?
Auch hier in Deutschland wird fast ausschließlich repressiv diskutiert. Vielleicht wäre ein Kopftuchverbot in Schulen gar nicht falsch, um der politischen Demonstration der Islamisten Einhalt zu gebieten. Dennoch wäre eine Verbesserung der Ausbildungs- und Arbeitsmarktsituation für junge Ausländer wesentlich wirksamer. Eine Verbesserung der Sprachkenntnisse wäre ebenfalls wünschenswert. In den letzten Jahren wurde aber eine Reihe von Gesetzen verabschiedet, die genau das Gegenteil bewirken.
Gewalt geht nicht nur von moslemischen Gruppen aus auf diesem herrlichen Planeten, auch wenn man sich aufgrund der plakativen Todesverliebtheit der muslimischen Terroristen so wunderbar darüber aufregen kann. Menschen aus moslemischen Ländern sind nicht mehrheitlich gewalttätig oder Anhänger der Scharia. Wenn man prinzipiell diese positiven Kräfte unterstützen würde, könnte man vielleicht auf lange Sicht mehr erreichen, als mit Militäraktionen und großen Worten.
Zur Zeit schaut man desinteressiert zu, wie der Balkan in die EU integriert wird, bei allen Problemen. Bei der Türkei wird dagegen aufgejault, im Grunde aus einer Feindseligkeit und Ablehnung heraus, die der Ablehnung des Westens im Orient in nichts nachsteht, oder?
Viele Grüße
Mathias Bigge