Hallo Matthias,
Jedenfalls meinte ich in diesem Kontext mit "Assimilation" jetzt die Annahme von Werten wie Pressefreiheit,usw.
Eine sehr persönliche Definition.
passend zum Kontext
Da kommt mir Deine Argumentation, die ja tatsächlich in Richtung auf Assimilation geht, zu emotional und ungeduldig vor. Eine derart weitgehende Eingliederung, etwa durch Aufgabe der Mutersprache kann bestenfalls in Jahrzehnten erfolgen. Erfahrungen anderer Einwanderungsländer zeigen, dass eine völlige Assimilation weder stattfindet noch erforderliche Integrationsbedingung ist.
Ich fürchte du hast mich falsch verstanden, ich bin genausowenig für eine Aufgabe der türkischen Muttersprache, wie ich für eine Aufgabe von hessisch oder sorbisch bin. Dass ist aber durchaus vereinbar mit der Vermittlung eines deutschen Heimatgefühls.
Und das beginnt schon im Sprachgebrauch, ich halte es für fatal, dass die 3 Generation z.B. immer noch als "Gastarbeiterkinder" bezeichnet wird, auf diese Weise werden sie ausgegrenzt.
Mein Ideal einer multikurellen Gesellschaft hat immer in einem fruchtbaren Austausch und Dialog der Kulturen bestanden und nicht in einem nebeneinander abgeschlossener Gemeinschaften.
(Diese Hürden werden auch durchaus von beiden Seiten aufgebaut, ich habe auch schon oft genug erlebt das Türken unter sich bleiben wollten)
Für diesen Austausch braucht es aber eine gemeinsame Basis, eine Verkehrssprache und Kultur. Und bei der Vermittlung sollte man diese nicht als Fremdkörper weitergeben, in dem man zuerst die "Muttersprache" priorisiert.
Ich teile auch nicht deine Auffassung, dass man zuerst die Muttersprache beherrschen müsse um Deutsch gut zu erlernen, dafür kennen ich zuviele frankophone Araber die zwar in der Familie irgend einen Dialekt sprechen, deren Bildungssprache aber Französisch ist. Die Sprache in der sie den größten Wortschatz haben und die sie nach eigenem Bekunden auch am besten beherrschen.
Wohlgemerkt das soll keine Herabwertung der Mutterkultur sein, genausowenig (oder viel) wie ich Niederdeutsch (ebenfalls eine Literatursprache) im Norden herabgewertet wissen will.
Das gehört zu den eigenen Wurzeln und der Heimatkunde, sollte aber nicht die Priorität haben die unsere Verkehrssprache, Hochdeutsch, hat.
Propagandatechnisch ist es richtig!
Man muss dazu gelangen zu sagen Deutsch ist eure Sprache...
... Eine sinnvolle Zielvorstellung wäre also eine zweisprachige Kompetenz. Die Bereitschaft, die Brücken zur Heimat hinter sich abzubrechen, setzt auch Integrationserfolge im Bereich der Berufswelt voraus.
Ein Intergrationserfolg wäre dass die Kinder sich hier nicht so ausgegrenzt fühlten, dass sie Brücken zur fremden "Heimat" schon alleine als Notausgang behalten müssen, weil sie sich wenigstens dort "geliebt" fühlen/wähnen.
Wenn man sieht wie selbstverständlich Neubürger in den USA begrüßt werden, und wie konsequent in Frankreich der erwerb der nationalen Sprache gefördert wird, kann man sich nur wundern, was hier alles versäumt wurde.
In den meisten muslimischen Familien wird die Heimatsprache gesprochen und das heimische Fernsehprogramm gesehen.
Ausschließlich? Und wieso vorwiegend in den muslimischen Familien?
Das Problem ist unter anderem, dass es sehr schwer ist, eine Zweitsprache ordentlich zu erlernen, wenn man die eigene Muttersprache nicht wirklich beherrscht.
Das glaube ich nicht und ich kenne so einige, für die das halt nicht gilt.
Warum nicht für das Türkische?
Meinetwegen, also ich weiß z.B. von einer französischen Schule in FFM. _Aber_ die wird AFAIK auch vom französischen Staat gesponsort!
Ich verspreche mir auch viel von einer gezielten Vermittlung der Kultur und Geschichte der Türkei. Wenn ich in meinem Unterricht Texte aus der islamischen Tradition mache, erziele ich bei den Schülern immer wieder Erfolge, Steigerung des Selbstbewusstseins undmehr Interesse auch an deutscher Kultur. Es ist z.B. vielen Türken nicht klar, dass ihre Geschichte mehr zu bieten hat als die "Weisheiten" irgendwelcher strenggläubiger Provinzler.
Das meinte ich mmit Heimatkunde ... allerdings eine ausgewogene Auswahl ist aber kaum machbar, alleine schon, weil das moderne Türkisch eine Schöpfung Atatürks ist. Bei der nationalen Identität wirds noch schwieriger, weil unter ner dünnen Decke ein Sammelsurium an Minderheiten setckt, die die offizielle Türkei verschweigt.
Zur Verdeutlichung, ich fragte vor kurzem einen Freund ob er überhaupt islamischen Religionsunterricht hatte.
Da grinste er breit und meinte, "Ja, aber eine sehr zusammengestutzte Vermengung islamischer und kemalistischer Elemente von einem türkischen Lehrer".
Hast du Feedback von den türkischen Judendlichen wie dieser Rambofilm bei Ihnen ankommt?
Die türkischen Jugendlichen stehen hier extrem unter Druck und sind durchweg verunsichert.
Naja nicht nur die Jugendlichen, habe gerade ne sehr interessante Diskussionsrunde aus Berlin vom RBB gesehen, wo beklagt wurde, dass fast alle gängigen muslimischen Ansprechpartnerinnen zum Thema Zwangsehe es jetzt aus _Angst_ ablehnten ins Studio zu kommen.
Viele Grüße
LanX