Hi Orlando,
Assalamu aleikum Mathias,
Wenn schon, dann Saitham Eggib!
Richtig und der Grund dafür sind weder das Herkunftsland noch der Glaube, sondern das Motiv für die Migration. Es sind doch vor allem gesellschaftlich benachteiligte Gruppen (materiell wie auch vom Bildungsstand her), die sich im Ausland eine neue Lebensgrundlage aufbauen wollen/müssen, weil sie im Heimatland vor dem Nichts stehen. Es müsste sich schon um einen verdammt gut bezahlten Job handeln, um mich zum Auswandern bewegen zu können, wobei ich mir selbst das nur temporär vorstellen könnte.
Wahrscheinlich stimmt die Logik für viele Einwanderer in due EU, es gibt aber auch bei uns andere Gruppen, etwa Akademiker, die gerne bei uns arbeiten würden. Man hat bei der Einwanderung in Europa einfaach vielfach die flaschen Regeln und Instrumente eingesetzt. Vielleicht wäre auch das eine Orientierung für eine gesteuerte Einwanderung, Wege für besonders qualifizierte Einwanderer zu eröffnen.
Es gibt aber auch unter den Migranten in Deutschland hochqualifizierte Leute. Leider tut man zu wenig, um diese Qualitäten zu aktivieren.Besonders bei den Iranern und bei Menschen aus Osteuropa ist der Anteil qualifizierter Leute meiner Erfahrung nach besonders hoch.
Das „Problem“ des importierten fundamentalistischen Islams ist für mich kein religiöses, sondern ein gesellschaftliches. Gebildete und erfolgreiche Menschen lassen sich nicht so leicht vereinnahmen.
Sehr richtig. Für viele ist die "Bekehrung" zum Fundamentalismus eine Reaktion auf soziale und wirtschaftliche Ausgrenzung.
Ich sehe hier keinen großen Unterschied zwischen einer Glatze und einem Vollbart. Beide Gruppen legen mehr Wert auf das Aussehen des Kopfes als auf dessen Inhalt. ;-)
Das Zitat gefällt mir...
Ich verstehe nicht, wie das Bildungssystem derart versagen konnte, dass Kinder aus Einwandererfamilien beim Abgang von der Schule keinen geraden deutschen Satz zustande bringen. Nunja, das gilt mittlerweile wohl auch für Eingeborene. Wie beurteilst du das als Lehrer und wie gehst du mit Schülern um, die davon betroffen sind? Lässt du diese politisch korrekt davonkommen oder bestehst du auf der geforderten Leistung?
Das sind schwierige Fragen. Da ich ausschließlich mit Oberstufenschülern zu tun habe, bin ich auch nicht wirklich kompetent zu beurteilen, wo auf dem langen Bildungsweg Fehler gemacht wurden und ob die Kollegen in der Primarstufe und den Klassen 5-10 eine Chance hatten, mehr zu tun.
Für mich stellt sich die Frage anders: Tatsächlich besuchen zahlreiche Schüler weiterführende Schulen, weil sie sich vergeblich um einen Ausbildungsplatz bemüht haben, und sind nun weder ausreichend motiviert noch ausreichend vorgebildet. Als Lehrer gerät man damit in eine schwierige Situation.
1. Wenn man die Ansprüche absenkt, verrät man die Interessen der Schüler, die wirklich mit Engagement und Erfolgsaussichten ein Studium anstreben.
2. Im Lehrplan der Oberstufe ist eine gezielte Auseinandersetzung mit Problemen der Sek.I nicht vorgesehen und bringt einen, wenn man es trotzdem tut, in Zeitnot.
3. Die Oberstufe verfügt über wenig Potential an zusätzlichen Stunden, um Defizite auszugleichen. Zudem dürften solche Fördermaßnahmen eigentlich gar nicht für die gymnasiale Oberstufe durchgeführt werden, da die Qualifikationsvermerke der Schulen der Sekundarstufe I ein ausreichendes Grundwissen bescheinigen.
4. Häufig stellt sich die Frage, ob Fördermaßnahmen die Schüler überhaupt erreichen, weil sich die Schüler heftig dagegen wehren, mit ihren Grundproblemen konfrontiert zu werden. Viele empfinden es geradezu als Schande, zum Deutschförderunterricht gehen zu müssen.
Für die Lehrer gibt es innerhalb der gegebenen Grenzen verschiedene Handlungsmöglichkeiten, die zwischen den Polen strikter Ausgrenzung der schwachen Schüler durch schlechte Noten bis hin zur Absenkung des Niveaus reichen. Beide Wege sind äußerst problematisch und vergiften schnell das Klima in der Lerngruppe, vor allem wenn viele schwache Schüler in den Kursen sitzen.
An unserer Schule gibt es etwa im Bereich des Wirtschaftgymnasiums Korrekturvereinbarungen, die zu einer Abwertung schriftlicher Leistungen aufgrund formaler Mängel führen, um den Druck auf die Schüler zu erhöhen, diesen Bereich ernstzunehmen und sich zu engagieren. Tatsächlich ist das sinnvoll, da diese Anforderung spätestens beim ersten Einstellungtest zum Killer für jede Bewerbung wird. Dies hat gewisse Effekte, insgesamt ist die Situation aber äußerst unbefriedigend.
Ich habe bereits in einem anderen Posting ausgeführt, welche Maßnahmen ich für erforderlich halte und will dies nicht noch einmal wiederholen. Knapp gesagt halte ich aber drastische Maßnahmen für erforderlich, um die Missstände zu bekämpfen.
Ein Stück aus der Heimat mitnehmen zu wollen ist nachvollziehbar und hat mit dem Glauben absolut nichts zu tun.
Richtig, aber in den Ballungsräumen gehen die Möglichkeiten, völlig an der deutschen Umgebung vorbeizuleben, doch ziemlich weit.
Das Problem ist unter anderem, dass es sehr schwer ist, eine Zweitsprache ordentlich zu erlernen, wenn man die eigene Muttersprache nicht wirklich beherrscht.
Womit wir wieder bei der Gruppe wären, die auch in der Heimat schlechte Karten hätte.
Leider stimmt das nur bedingt, die meisten Menschen, von denen ich spreche, leben hier in dritter Generation, und haben ganz offensichtlich hier in Deutschland schlechte Karten.
Es gibt zahlreiche staatliche Schulen bei uns, die zweisprachige Bildungsgänge anbieten, in denen also ein Teil der Fächer in einer Fremdsprache unterrichtet werden. Warum nicht häufiger mit der Zweitsprache Türkisch?
Weil die Türkei gemäß der Volksmeinung nicht zum „guten“ Ausland gehört wie beispielsweise die nicht minder seltsamen Franzosen oder Briten oder Holländer oder …
Pointiert und witzig formuliert, aber leider nur zu wahr....
Schlagt mich nicht. Ich bin Ausländer! ;-)
So schlecht wie wir Deutsche in Österreich angesehen sind, sehen wir euch hier eigentlich nicht, obwohl es wohl kaum seltsamere Bergvölker gibt als die in der weiteren Umgebung von Wien. Es ist schon merkwürdig, dass die starke Ähnlichkeit zwischen Ostanatolien, Kärnten und Tirol hier in Europa fast nicht bemerkt wird. "Der Balkan beginnt am Rennweg", heißt es fröhlich, aber niemand spricht laut aus, dass der Kaukasus bei den Tuxer Voralpen seinen Ausgang hat...
Viele Grüße
Mathias Bigge